Ein Flugzeug stürzt nicht ab, weil irgendwer raucht!

Derzeit gibt es auf vielen Blogs eine ständige Diskussion über rauchendes Flugzeugpersonal in Asien vor allem in China. Sogar Justin Ross Lee hat sich auf einem chinesischen First Flug über einen rauchenden Piloten beschwert …

Auf einigen Blogs liest man Beiträge über das Rauchen der Piloten in China (und auch Asien). Es scheint das so etwas wie eine Beschwerde-Modeerscheinung zu sein. Im Video stellt sogar Justin Ross Lee – der durchwegs für seine extravaganten Auftritte bekannt ist – eine chinesische Flugbegleiterin wegen rauchender Piloten zur Rede. Es ist das der gleiche Mann der im Lufthansa First Class Terminal übernachtet hat, obwohl der in der Nacht zusperrt, mit einem Bademantel fliegt oder seine Freundin nackt in der First fotografiert.

Die längste Phase der Geschichte der Luftfahrt hat man rauchend verbracht. Das Rauchverbot in den Flugzeugen ist eigentlich ein sehr neues und modernes Phänomen. Es hat in den USA bis zur Jahrtausendwende gedauert, bis man alle Flugzeuge rauchfrei hatte. Klar, Flugzeuge mit Rauchverbot sind für die nichtrauchenden Passagiere angenehmer. Ich bin auch immer schon Nichtraucher und finde es prinzipiell besser. Aber nur weil ein Pilot sich eine durchzieht, beginne ich jetzt nicht durchzudrehen.

Vielleicht sind es aber eben eher die jüngeren Blogger, die Luftfahrt mit Raucherlaubnis nicht erlebt haben. Wenn ich mich an meine Reisen als Kind zurückerinnere, dann waren das immer Flüge mit rauchenden Passagieren. Ich habe sie damals als Kind geliebt. Ich wollte immer schon meine Ruhe und in den Rauchsektionen der Flugzeuge durften keine Kinder sitzen. Es wurde auch immer geschaut, dass die Kleinkinder weit weg vom Raucherbereich sind. Damit war der Raucherbereich und auch die Plätze rundherum immer sehr ruhig. Auf den langen Flügen haben die dann wirklich viel geraucht. Da hat es oft genebelt, aber die Flugzeuge sind nicht abgestürzt und ich hatte als Kind meine Ruhe, weil die Kleinkinder alle weit weg waren.

Zumeist betrifft es scheinbar chinesische Airlines im Mainland China. In Wien würden wir sagen, die Piloten rauchen halt eine Tschick. Es ist das eben ein Kulturproblem. Auch wenn das viele nicht sehen wollen, aber China ist noch immer ein kommunistisches Land. Es mag sich einen kapitalistischen Anstrich gegeben haben, aber es ist noch immer eine Volksrepublik. Rauchen und Kommunismus gehören einfach zusammen. Wieviel hat man in der USSR oder im Ostblock geraucht? Wie lange hat es dort gedauert, Rauchergesetze durchzusetzen und wieviel wird dort noch immer geraucht? China ist da keine Ausnahme. In den Suiten chinesischer Hotels wird eigentlich immer geraucht, sogar bei Rauchverbot. Das gehört dort dazu.

Ich mag auch keine verrauchten Zimmer und bin auch schon wegen Geruchsproblemen in Zimmern umgezogen, aber prinzipiell akzeptiere ich, dass das in China ein Thema ist. Ähnlich ist die Champagner Diskussion. Ich lese bei Reiseberichten über chinesische Airlines Beschwerden über den fehlenden Champagner oder weil es eben keine Nachspeisen und nur Obst gibt. Auch da verkennen viele Reisende den kulturellen Touch einer Airline. Mainland China Airlines bedienen den chinesischen Markt. Da ist die Tee Karte viel wichtiger, als das Blubber Zeug das wir trinken. Süßspeisen sind kein wirkliches Thema, aber das Obst muss eigentlich sein. Auch die Diskussion zur Temperatur in Flugzeugkabinen sind müssig. Bei den Mainland Airlines ist es üblich, dass man die Passagiere verköstigt und dann schlafen alle. Dafür macht man es einfach wärmer in der Kabine. Für meinen Geschmack viel zu heiß und unangenehm, aber die Chinesen lieben es. Es ist halt eben dort so.

Kommt mir jetzt bitte nicht mit der Feuerzeug und Sicherheitsdiskussion. In gehe ständig durch mangelhafte Kontrollen. Bei einem Airport hat man sicher 20 Passagiere durch den Metalldetektor laufen lassen, bis man bemerkt hat, dass der abgedreht war. Ein Polizist mit einer Knarre ging durch und es hat nicht angeschlagen. Erst dann wurde das Gerät eingeschaltet. Ob ein Pilot jetzt ein Feuerzeug mit hat, ist wahrscheinlich kein riesiges Sicherheitsproblem. Ob 20 Fluggäste vielleicht problematisches Gut transportieren ist eher gefährlich.

Ich denke, man muss die rauchenden Piloten in China cool nehmen. Solange es kein Joint ist …

Kommentare 11
  1. gibt´s denn bei den Chinesen ein Rauchverbot? Ist das was von der IATA? gilt das dann nru auf internationalen Flügen?

    Eine Regel für alle, ob bei EgyptAir oder ChinaAir

    Es gab ja mal den Versuch mit der Raucherairline, wurde aber nix mangels Nachfrage…

    1. Über die Raucherairline habe ich auch gelesen.

      Luftfahrt in China ist ja sowieso ein eigenes Thema. Das Reich der Mitte ist da wie eine eigene Welt. Trotzdem haben sie im Vergleich weniger Fehlleistungen wie Abstürze usw. als die USA. Viele schätzen China da falsch ein.

  2. Es ist wohl eher der Neid, der viele umtreibt.
    Die Züge sind früher auch nicht in Flammen aufgegangen, nur weil es (wirklich fiese) Raucherwaggons gab.

    1. Man hat nach so einer Tour zwar wie ein Aschenbecher gerochen, aber man hatte dort auch seine Ruhe ;)

    2. übrigens, mit Mobiltelefonen darf man nun plötzlich auch hantieren, und die ganzen mobile devices….

    3. Wo Flugzeuge wie Busse verwendet werden, telefoniert das ganze Flugzeug bis zum Verlust der Verbindung und im Landeanflug geht’s wieder los. Keinen stört es und das Flugzeug fliegt trotzdem. Ich möchte jetzt nicht die Raucherzonen wieder zurück, aber nur weil ein Pilot eine durchzieht …

    1. Ja die Unfälle habe ich mir alle angesehen. Da geht es aber immer darum, dass Passagiere die Toilette in Brand gesetzt haben. In der Toilette durfte man doch nie rauchen. Wenn ein Passagier das Flugzeug in Brand setzen möchte, kann er das heute noch immer locker mit einem Feuerzeug oder einfach mit Zünder, die er mitnimmt.

      Du dürftest meinen Beitrag nicht richtig gelesen haben. Es ging darum, dass Piloten geraucht haben. Ich denke ein Pilot hat – und wurde leider schon tragisch genug bewiesen – einfachere Wege ein Flugzeug zu beschädigen. Ein Pilot wird auch keinen unachtsamen Brand legen. Die hätten – wie gesagt – einfachere Wege.

    2. Da es dir ja um Piloten ging: Vielleicht solltest du die Überschrift des Beitrags entsprechend anpassen! ;)

      Es ging bei diesen Vorfällen ja nie um vorsätzliche Handlungen. Als Absturzursache ist mir ein vorsätzlich gelegter Brand auch unbekannt. Gerade die Cockpitcrew hätte, wie du richtig sagst, einfachere Wege.

      Mal ganz von den gesundheitlichen Schäden durch Passivrauchen – der Olympic-Flug stellt wohl den Extremfall dar – abgesehen: (Unbemerkte) Brände waren in der Vergangenheit sehr oft eine Absturzursache. Zigaretten als Brandursache lassen sich sehr einfach vermeiden, indem man das Rauchen untersagt. Weniger stark frequentierte Orte wie Crew Rests, Toiletten usw. sind natürlich anfälliger für unentdeckte Feuer jeglicher Art. Auch auf Raucherflügen ist das Rauchen in den Toiletten daher, wie du richtig sagtest, verboten (sogar per CS-25.853). Ob man das Rauchen in der restlichen Passagierkabine gestattet, ist in der Tat eine andere Frage. Die aktuelle Regelung beruht eher auf gesundheitlichen Risiken für Passivraucher als auf Absturzrisiken durch Brände. Vielmehr wird das generelle Rauchverbot in den USA durch die Anwesenheit einer Flight Crew ausgelöst. Und damit kommen wir zum Cockpit…

      Erstens ist eine Crew, die sich nicht an die eigenen Sicherheitsregeln (egal, ob man sie persönlich als sinnvoll erachtet) hält, wenig vertrauenserweckend. Ein Passagier könnte schlussfolgern, dass generell eine fragwürdige Sicherheitskultur vorherrscht (aus Sicht der Airline sehr unerwünscht).
      Das akute Sicherheitsproblem, das durch Rauchen im Flight Deck ensteht, ist die verminderte Leistungsfähigkeit durch COhb (dazu gibt es u.a. Studien der FAA und diverser medizinischer Institute). Raucher sind erstens anfälliger für CO-Vergiftungen und Hypoxie, Zweitens hat COhb so eine lange Halbwertszeit, dass auch Rauchen vor dem Flug ähnliche Effekte haben kann. Die Effekte von Hypoxie und CO addieren sich (ähnlich wie Alkohol und Hypoxie), sodass z.B. Kettenrauchen auf Reiseflughöhe sehr starken Einfluss auf Sehvermögen, Urteilsvermögen, Reaktionszeit etc. haben kann. Dazu kommen noch diverse Human Factors Probleme (etwa rauchender Kapitän, First Officer ist Nichtraucher). Zigaretten haben daher im Cockpit nichts zu suchen, zumal es ja unproblematischere Alternativen wie Nikotinpflaster gibt. Das betrifft natürlich ebenso die Cabin Crew und die Auswirkungen von rauchenden Passagieren auf die Cabin Crew. Eine rauchende Flight Crew wird Airline-intern auch mit entsprechenden disziplinarischen Maßnahmen zu rechnen haben, wobei das anscheinend nicht bei allen Carriern mit derselben Konsequenz durchgezogen wird.

      Weiter will ich das jetzt hier in der Kommentarfunktion lieber nicht ausführen ;)

    3. Deinen letzten Kommentar argumentierst du wirklich gut. Ich möchte ja auch keine Raucherflüge wieder zurück. Ich bin Nichtraucher und war es immer schon.

      Wenn wir aber derzeit die Air India Diskussion auch in Betracht ziehen, dass eine Alkoholisierung des Piloten erst bei einem zweimaligen Vorfall eine Nachschulung nach sich zieht, dann erübrigt sich unsere Diskussion vollkommen. Aber es geht ja eigentlich um chinesische Airlines.

      Da möchte ich schon eine gewisse Metaebene einnehmen. Viele Leute (ich meine nicht dich) unterstellen der chinesischen Luftfahrt eine Unsicherheit. Interessanterweise ist die Luftfahrt in China gleich sicher wie in den USA oder Europa. Klar, es wirkt nicht so. Vom Gefühl her würde ich auch sagen, Flüge in Europa oder den USA sind sicherer. Es ist es aber nicht.

      Warum aber – und diese Frage muss sich unsere Luftfahrt schon gefallen lassen – schafft China ein gleiches Sicherheitslevel.

    4. Völlig richtig, bei Alkohol hat eine Null-Toleranz-Politik zu herrschen, egal bei welcher Airline.

      Ich möchte der chinesischen Luftfahrt auch keine generelle Unsicherheit unterstellen. Da hat man im Vergleich zu den 90ern große Fortschritte gemacht. Ich denke, dass die gefühlte Unsicherheit durch eben solche Vorfälle wie rauchende Kabinenbesatzungen entsteht. Das können sogenannte “contributing factors” sein, die oft auch von Laien als solche – wenn auch übertrieben – wahrgenommen werden. Mangelnde Englischkentnisse der Piloten/ATC wäre auch so ein Problem. Ansonsten denke ich auch, dass China gerade in Anbetracht des enormen Wachstums des chinesischen Luftverkehrs in Sachen Sicherheit ganz und gar nicht schlecht dasteht. Mittlerweile hat man in China auch eine Menge Know-How bzgl. Luftfahrttechnik, was sicherlich auch nicht schadet.

      Dein letzter Punkt ist auch sehr interessant. Ich glaube, da kann man sich gegenseitig noch viel beibringen. Chinesische Piloten werden wahrscheinlich öfter extremeren Wetterphänomenen ausgesetzt (HKG liegt ja in einer Taifunzone usw.) und haben damit folglich mehr Erfahrungen. Bei AF447 hätte man diese gebraucht. Auf der anderen Seite rauchen manche chinesische Piloten eben gerne im Flug. Das kann man ewig so weiter führen. Bei den sowieso sehr geringen Unfallraten in der kommerziellen Zivilluftfahrt sehen Unfallstatistiken wie “Anzahl Totalverluste pro Jahr” dann recht ähnlich aus. Tiefer schauen die meisten da auch nicht rein. Wenn man sich aber mal anschaut, was AF so für “serious incidents” fabriziert, will man mit denen eigentlich gar nicht mehr fliegen…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Prev
Review: Cathay Pacific 747 FIRST Tokyo – Hong Kong
Fahrzeug, Im Haus, Flugzeugkabine, Fenster

Review: Cathay Pacific 747 FIRST Tokyo – Hong Kong

Trip Report der Cathay Pacific First von Tokyo nach Hong Kong

Next
50000 Lufthansa Meilen: 719 Euro
Flugzeugkabine, Im Haus, Wand

50000 Lufthansa Meilen: 719 Euro

Mit Abos lassen sich einfach Lufthansa Miles and More Meilen sammeln