Ich muss auf meinem First Flug von Abu Dhabi nach New York ein seltsames Bild abgegeben haben. H&M Klamotten, nicht teurer als 20 Euro. Ein knallbuntes T-Shirt und eine billige Short, das war mein Outfit. Flugbegleiter in der First mustern nicht, aber man hat gemerkt, die Dame hatte Schwierigkeiten die Situation einzuordnen.
Ich habe mich erklärt, als wäre es etwas Schlimmes: “Etihad hat mein Gepäck verloren und ich musste mich flott einkleiden. Ich war bei H&M”. Damit war alles geklärt und wie bei einem Versöhnungsritual gab es Champagner.
Die Geschichte: Auf meinem Zubringerflug von Linz nach Genf ist mein Gepäck verloren gegangen. Statt es von Linz nach Genf zu schicken hat man es von Zürich nach Wien verfrachtet, dort hat es Etihad verloren und ein Monat später ist es wieder aufgetaucht. Noch in Genf hatte ich Hoffnungen es wieder zu bekommen, aber nach meinem First Flug nach Abu Dhabi sind sie geschwunden. Das Gepäck würde mich auf meiner Weltreise nicht mehr einholen können.
Es war nur eine größeres Handgepäckstück, das weg war. Eigentlich wollte ich mein Gepäck immer mit an Bord nehmen, aber so ein ordentliches Handgepäckstück passt einfach nicht in den Overheadbin einer Propellermaschine. Der erste Flug nach Genf war die kritische Phase meiner Weltreise. Sonst hätte ich bei keinem meiner Flüge rund um die Welt das Gepäck mehr aufgegeben, aber genau bei diesem ersten Flug ist es verschwunden.
Ich war also jetzt in Abu Dhabi. Mein Flug nach Sri Lanka war in einigen Stunden. Ich habe den Etihad Chauffeur gebeten mich beim Abu Dhabi Mall abzusetzen. Jetzt musste es schnell gehen. Outfit für den Strand, T-Shirts und Shorts mussten her. Meine Kreditkarte ist voll eingesprungen – verlorenes Gepäck usw. – und hat mich auf diesen größeren Kauf eingeladen, aber ich hätte doch gern mein echtes Gewand gehabt.
Manche Blogger haben von der First Class ein falsches Bild und zeichnen das auch in ihren Berichten. Sie ziehen sich wie früher fürs Fliegen schön an, um in einer First irgendwohin zu reisen. Das ist mir vollkommen egal. Wenn ich an den Strand fliege, habe ich auch in der First Shorts an. Wenn ich in die Kälte fliege nehme ich eine Winterjacke mit. Aber ich verkleide mich nicht, nicht für die First.
In jeder First gibt es einen Pyjama. Wenn man in der Economy einen Gast mit Pyjama sieht, ist es nicht ein verschlafener Pilot, sondern ein verirrter First Gast, der aufgrund einer zu hohen Dosis Champagner wahrscheinlich seinen Sitz nicht mehr findet.
Ich warte noch bis kurz nach dem Start und dann werfe ich mich in den Pyjama. Eigentlich ist die First eine riesengroße Pyjamaparty. Das macht schon Sinn. Die normale Kleidung wird aufgehängt und man steigt aus dem Flugzeug wieder so aus, wie man eingestiegen ist. Es ist auch echt bequem in einem Pyjama im First Bett zu lümmeln. Viel angenehmer als in normaler Straßenkleidung.
In der First gibt es definitiv keine Kleiderordnung. Ich beobachte gerne Menschen. Eine Regel habe ich jetzt nach Jahren aufgestellt: Je normaler die Leute angezogen sind, desto öfter fliegen sie mit einer First. Fliegt man nicht so oft First, sind viele Passagiere gespannt und aufgeregt. Sie verkleiden sie sich für diesen Flug. Das merkt man aber. Man erkennt das genauso wie die Erstsemestrigen an der Uni.
Na klar, Designerklamotten sind ok. Aber es muss auch nicht sein. CEO’s von großen Unternehmen fliegen in Jeans. Modedesigner haben Jogging-Hosen an. Mitgliedern royaler Familien möchte man mitunter Kleidung schenken. In der First ist die Kleidung eher egal. Man braucht keine Statussymbole, der Flug selbst ist das Statussymbol.
Also bitte, zieht euch an, wie ihr wollt. Im Flugzeug wechselt ihr sowieso in den Pyjama. Und für die H&M T-Shirts hätte ich mich auch nicht entschuldigen sollen …