Lost Place Hotel Review: Autograph Collection Falkenstein Grand Taunus – Deluxe Room (ganz schlimmer Stay!)

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Review eines Deluxe Zimmers im nicht sehr guten Falkenstein Grand im Taunus …

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Ich habe mir bei der Buchung nicht sehr viel gedacht. Die Bilder des Falkenstein Grand haben bei Marriott Bonvoy eigentlich sehr gut ausgesehen. Ich habe nicht weiter recherchiert. Für 210 Euro pro Nacht habe ich mit einem Wochenend-Ausflugshotel vor den Toren von Frankfurt gerechnet. 210 Euro in der absoluten toten Saison ist nicht wirklich günstig. Im Frühjahr geht man teilweise auf sehr stolze 400 Euro rauf.

Der Review ist für mich ein wenig schwierig. Das Hotel ist nämlich richtig weit von „klassischen“ Hotels entfernt. Ab einem gewissen Punkt war der Stay eigentlich nur mehr eine Satire-Veranstaltung für mich und nur mehr skurril. Man kann über Hotels und Vor- bzw. Nachteile diskutieren. Das Falkenstein Grand ist aber richtig weit weg von jeglicher normaler Diskussion.

Das Hotel liegt wunderschön im Wald gelegen im Taunus und blickt von der Anhöhe auf die Skyline von Frankfurt. Als ehemaliges Offiziersheim macht es auf den ersten Blick von außen wirklich was her. Dieser sehr positive Eindruck hat sich sehr rasch sehr stark gewandelt.

Alleine mal der Weg vom Auto ins Hotel war eine Challenge. Es war eisig, aber das Hotel hat es vorgezogen die Wege nicht vom Winterdienst pflegen zu lassen. Der Check-in war dann eine absolut absurde Vorstellung. In so einer kleinen Kammer beim Eingang hat man die Rezeption gepfercht. Zwei Pärchen waren vor mir und ein einsamer Azubi hat die Gäste abgearbeitet. Der Herr an der Rezeption war übel gelaunt, echt unfreundlich und hat den Pärchen die Zimmerkarten gegeben. Währenddessen ist ein Mitarbeiter in Zivil von draußen gekommen, hat die Eingangstüre zugeknallt, ist wortlos an uns vorbei und hat die Türe zur Rezeption wirklich sehr laut zugeworfen. Ein paar Minuten später ist der wieder raus, Türen zugeknallt und weg war er. Nachdem ich alles von den vier Gästen vor mir mitgehört habe und die Vorstellung des einen übel gelaunten Azubis mitbekommen habe, hat er mich schließlich eingecheckt. Ich habe versucht höflich zu bleiben. Als Lifetime Platinum und Titanium gab es ein Upgrade in ein Deluxe Zimmer. Auf meine Nachfrage nach einer Suite gab es die lapidare Antwort, dass sie die nicht hergeben. Ein Upgrade in die höchste Zimmerkategorie (Grand Deluxe) konnte er mir auch nicht geben, weil er das System nicht beherrschen würde. Und überhaupt sei er nur der Azubi. Ich sollte in 10 Minuten bei der Rezeption anrufen.

Diesen Anruf, warum man denn in einem vollkommen menschenleeren Hotel keine Upgrades hergibt, habe ich mir gegeben. Vom echten Rezeptionisten kam dann die lapidare Antwort: „Wir geben prinzipiell keine Upgrades in Suiten“. Wenn ich mich beschweren möchte, dann kann ich in drei Tagen eine E-Mail schreiben, dann wäre wieder ein Manager im Haus. Ich habe ein wenig recherchiert. Diese Upgrade Games gibt es in diesem Haus seit Jahren und bei Tripadvisor findet man ähnliche Berichte. Steil finde ich, dass man das wirklich auch so ungeniert kommuniziert. Man hat mir auch mitgeteilt, dass jedes Haus bei Marriott Bonvoy selbst Upgrades definieren kann und sie haben sich selbst die Regel gegeben, keine Upgrades in Suiten zu geben. Ich sollte mich außerdem freuen, da ich ein renoviertes Zimmer erhalten habe. Eine so kreative Auslegung der Marriott Bonvoy Upgrade Regeln ist echt selten und sehr ungewöhnlich. Gerade wenn ich in dem ganzen Hotel wie in einem Haunted House während meines Stays nur acht andere Gäste gesehen habe, kann mir ja keiner einreden, dass sie keine Suiten verfügbar haben. Und warum ich dann auch nur ein Deluxe Zimmer und kein Grand Deluxe Zimmer erhalten habe, verstehe ich auch nicht. Weil das wäre eigentlich die höchste Zimmerkategorie, aber scheinbar hat man im Falkenstein Grand das Statusprogramm von Marriott Bonvoy erfunden und alle anderen Hotels machen das falsch. Wenn man in den vielen sehr tollen internationalen Marriott Bonvoy Häusern ständig als Lifetime Platinum und Titanium Upgrades in Suiten erhält, dann ist das sicher eine Fehlinterpretation der Bedingungen.

Das Deluxe Zimmer fand ich eingeschränkt sogar nice. Man hat das Zimmer schon mehrfach renoviert und mit jedem Refresh hat man neue Elemente hinzugefügt. Ich habe noch nie so viele verschiedene unterschiedliche Oberflächen auf so einem kleinen Raum gesehen. Allein im Zimmer waren locker zehn unterschiedliche Holzoberflächen verbaut. Eingangstür, Badezimmertür und Balkontür haben nicht zusammengepasst und auch bei den restlichen Elementen war man nur eingeschränkt stilsicher. Wenn man sich wirklich nur auf den Bereich der letzten Renovierung fokussiert hat, dann war das sogar stimmig und ok. Man musste dann aber die anderen Elemente der früheren Renovierungen ausblenden.

Das Zimmer war sauber und großteils frisch renoviert. Ist man auf den Balkon, war das dann aber schon wieder aus. Der war versifft und hatte die besten Zeiten hinter sich. Fenster und Außentüren auch sehr windschief. Wenn man auf den Gang vor dem Zimmer getreten ist, wurde man von 80er Jahre Seminarhotel erschlagen. Man durfte also nur im Bett sitzen und gerade auf den Fernseher blicken, dann war es eigentlich ganz in Ordnung. Die Vollgummi-Geriatrie-Unterlage über dem Topper habe ich vor dem Schlafen entfernt.

Ein Willkommensgeschenk hat netterweise den Weg in das Zimmer gefunden. Finde ich immer eine sehr schöne Geste.

Das Falkenstein Grand ist beim Aufgebot von Absurditäten wirklich im Spitzenfeld. Im ganzen Haus verteilt findet man moralische Sprüche. Es gibt als Dekoration nur schwarz-weiß Bilder aus der Zeit des Hotels als Kurheim für Offiziere und diese moralischen Zitate. Überall im Zimmer und auf den Gängen wird man von Sprüchen verfolgt. Das sind sogar riesige Plakate, die irgendwelche Weisheiten von sich geben.

Bei dem ganzen Aufenthalt habe ich acht Gäste gesehen. Vielleicht waren es auch so viele Mitarbeiter. So richtig Lost Place bzw. Haunted House Stimmung ist dann im Keller aufgekommen. Sie haben da so Verbindungsgänge, die irgendwie an eine Bunkeranlage erinnern. Das sind nicht Bereiche für die Mitarbeiter, sondern das sind die offiziellen Wege innerhalb des Hotels. Viele Wasserschäden, irgendwelche Müllsammlungen und stille Ecken. Es hat den Eindruck eines Lost Place gemacht, aber das haben sie wirklich ernst gemeint.

Das Hotel war eigentlich ein wunderschönes Kurheim für Offiziere. Die Gebäude an sich sind ansprechend und haben Potential. Die ganzen öffentlichen Bereiche sind teilweise runtergekommen und haben einen brutalen Stilmix zu bieten. Mit ein wenig Refresh kommt man bei dem Hotel nicht mehr weiter.

Sie haben einen Außenpool, der war eiskalt und ist ihnen auch gekippt. Der Spa-Bereich hat was von Kurheim der DDR. Die Parkanlage um das Hotel verwenden die Nachbarn als Hundetoilette, ist zugemüllt und verlottert. Die Einrichtung der Sommerterrasse haben sie im Winter nicht geschafft einzumotten.

Beim Frühstück waren am Sonntag um 09:00 stolze zwei Gäste. Das Buffet hat mir bei dem extremen Run von Hotelgästen *Sarkasmusalarm* nicht ganz safe ausgesehen und habe ich ausgelassen.

Das Zimmer war sauber. Es gab ein Willkommensgeschenk. Die Gegend im Taunus ist sehr schön.

ABER: Unversteckte Upgrade Games. Untragbarer Check-in. Keine Leitung des Hotels verfügbar. Kein Winterdienst. Mitunter komplett desolate öffentliche Bereiche. Verlotterte Außenbereiche. Ein gekippter Pool. Ein wilder Stilmix mit einem ganz starken Renovierungsbedarf.

Kempinski hat angerufen und will das Hotel doch nicht mehr zurück. Vielleicht sollte auch Marriott mal anrufen und es nicht mehr wollen. Bei manchen Hotels gebe ich die Bestnote und ende meinen Review mit „Ich gebe meine Empfehlung ab“. Hier gebe ich meine aufrichtige Warnung ab. Wer wirklich mit der besseren Hälfte – so wie die vier Gäste beim Check-in – ein romantisches Wochenende im Taunus erleben will, sollte bei dieser Experience dann auch gleich den Scheidungsanwalt kontaktieren.

Kommentare 9
  1. Mmmm, dann haben die aber nachgelassen. Im Jahr 2019 hatte ich da einen recht guten Aufenthalt, bis auf das Upgrade, das war schon damals so. Die Villa nebenan, die sie seit Corona nicht mehr geöffnet haben, war allerdings besser.
    PS: Zu den Sprüchen, schau einfach mal, wer die Eigentümer sind, dann erklärt sich das sehr gut. ;)

  2. Kann die Experience nur bestätigen. Insbesondere habe ich in Erinnerung, dass die unterirdischen Gänge zwischen den Häusern sehr muffig waren es auch gestunken hat. Upgrade hatte ich eine Standard Suite erkämpft. Hatte ein Deluxe Zimmer gebucht. War auch geblendet . Autograph collection im Taunus, hätte so schön werden können. Frage mich ob die Villa Rothschild den Weg zurück in die Marriott App findet. Habe die seit längerer Zeit auf dem Radar . Ob es wohl am Eigentümer liegt? Ist wohl die selbe Firma der auch das Atlantic gehört. Da fällt mir mein skurriles Erlebnis ein dass die im Atlantic die Sauna dauerhaft geschlossen haben. Soll auch nicht wieder aufmachen hatte man mir telefonisch mitgeteilt. Ein solches Haus ohne Sauna ist für mich umbuchest geworden.
    Das muss schon sein . Management meint wohl Infarotkabine muss reichen .

  3. Ich lese ja immer mit Spannung Deine Reviews. Hin und wieder machst Du sehr gute Erfahrungen in Häusern, die ich definitiv nicht mehr aufsuchen werde. Diesmal war es wohl umgekehrt. Ich war im Aug 2022 im Falkensteiner und kann einige Deiner Schilderungen nachvollziehen. Immerhin hatte ich eine Suite als Upgrade (im Nebengebäude, Parkplatz vor der Tür) und im Sommer war der Pflegezustand der Anlage und des Pools in Ordnung. Auch der Service auf der Terrasse bei Abendessen war gut, Frühstück ebenfalls. Damals gab es eine leichte Wespenplage.
    In meinem Ranking erreicht das Hotel keinen Spitzenplatz. Die Suite hat mich an die Wohnung meiner Oma in der 1980er Jahren erinnert – war aber sauber und gepflegt (wahrscheinlich weil in Ermangelung von Upgrades nie benutzt…). Die Preise im Sommer waren auch ok – sicher hab ich keine 400,- / Nacht bezahlt, ich schätze eher 200-250,-
    Insgesamt gab es bei mir keine gröberen Schnitzer.

  4. was ich bei diesen: “ das machen wir prinzipielle nicht“ Sprüchen nie verstehe, warum hat man keine Handhabe gegenüber seinem Vertragspartner Marriott? In den T&C steht klar und eindeutig, was man als Titanium erwarten kann. Ich buche auch kein Marriott und sage beim Einchecken: „ich zahle prinzipiell nur 30% der Rate, das ist halt so“. Warum kann man nicht, auf welche Art auch immer, Marriott in die Verantwortung nehmen und xyz „Entschädigung“ bekommen? Vertragspartner etc….

  5. Plastischer Review, danke dafür! Du musst unbedingt mal in Thüringen was auftreiben, oder noch besser im Harz. Lost places ohne Ende, vergiss nicht die Gummihandschuhe…

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