REVIEW: China Railway G-Train Business Class Hong Kong – Guangzhou

Im Haus, Fahrzeug, Fenster, Zug

In der China Railways Business von Hong Kong nach Guangzhou …

Im Haus, Fahrzeug, Fenster, Zug

Die Region Greater Bay von Hong Kong und Shenzhen über Guangzhou bis Macao wird gerade zu einer gigantischen Metropole mit 100 Millionen Einwohnern entwickelt. Ist man früher von Hong Kong nach Guangzhou mit der Fähre getuckert, so ist Hong Kong seit 2018 an das chinesische Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen. In 20 Minuten Fahrzeit ist man von der neuen Hong Kong West Kowloon Station in Shenzhen und in einer Stunde in Guangzhou.

Ticketbuchung für chinesische Züge ist nicht so ganz einfach. Ich greife da gerne auf die Seite Trip.com (Vormals: Ctrip.com) zurück und die funktioniert ganz verlässlich. Zwei Wochen vor Abfahrt öffnet sich das Buchungsfenster. Interessanterweise ist die beste Klasse – über der First Class – Business heiß begehrt und schnell vergriffen. Für meinen Ausflug nach Guangzhou konnte ich mir aber um 60 Euro ein Business Ticket im Hochgeschwindigkeitszug auf der Strecke Hong Kong nach Guangzhou South sichern.

Nach Kowloon West Station bin ich mit dem Taxi. Passkontrolle ist ja schon auf Hong Kong Seite und weil ich die Gesamtsituation nicht kenne, habe ich mir weit über zwei Stunden für diese ganzen Formalitäten eingeplant. Lounge hätte es eigentlich auch gegeben und wollte ich mir ansehen. Die Rechnung habe ich aber ein wenig ohne das doch extrem mühsame Prozedere gemacht.

Zunächst muss man mal Zugang zum Bahnhof mit dem Ticket verschaffen. Mit Pass aus Österreich hat der Self Check-in nicht geklappt. Es gibt einen Fast Track für die Business Passagiere, aber der ist auch gleichzeitig der Schalter, wenn der Check-in nicht funktioniert. Also die Idee wäre irgendwie einen Premium Zugang zu bieten, aber hat man in so eine Art Situation am chinesischen Markt umgewandelt. Dann klar durch die Sicherheit, Duty-Free und zur Passkontrolle.

Normalerweise sind die Passkontrollen in China sehr effizient, aber da in Hong Kong war irgendwie der Wurm drinnen. Sicherheit und Ausreise aus Hong Kong war in Minuten erledigt. Bei der Einreise nach China haben sie mich leider komplett ausgebremst. Die Reisenden aus Mainland sind alle durch die automatisierten Gates gelaufen, die Ausländer mussten aber natürlich zur Passkontrolle. Eigentlich waren drei Schalter offen, aber ein Beamter ist ständig abgetaucht, hat mit seinem Chef getratscht und somit waren nur mehr zwei Schalter in Betrieb. So ca. 30 Personen waren in der Schlange und die hat sich nur minimal bewegt. Es ist dann zu sehr absonderlichen Situationen gekommen. Ständig wollten Reisende vorgelassen werden, weil sie den Zug verpassen würden. Andere haben das aber nicht erlauben wollen oder können, weil sie selbst schon knapp an der Abfahrt wären. Da waren Passagiere mit chinesisch Kenntnissen, die haben dann lautstark ihren Unmut kund getan. Das hat den Chef der Passkontrolle auf den Plan gerufen der uns wartende Reisenden schließlich immer wieder angeschrien hat. In China fange ich mir keinen Beef mit einem Beamten an und somit war für mich Hände falten, Goschen halten angesagt. Andere Gäste haben das aber nicht so hingenommen und es war da schon eine sehr angespannte Stimmung. Vom Gefühl her – weil ja alle herumgeschrien haben – hat die Hälfte der Passagiere in der Schlange aufgrund der ewigen Wartezeit ihren Zug versäumt. Hätte man noch mehr Leute vorgelassen, dann wäre mein Zug auch weg gewesen. Mit über eineinhalb Stunden Wartezeit an einer Passkontrolle mit einer nichtmal langen Schlange habe ich einfach nicht gerechnet. Meine Kontrolle war in Sekunden erledigt. Frage: „Visa free“, Antwort: „Yes“, Stempel und auf Wiedersehen.

Also den Besuch in der Lounge haben mir die chinesischen Grenzbeamten gestohlen. Wirklich just zum Zeitpunkt des Boardings war ich am Gate für den Zug. Die Hochgeschwindigkeitszüge werden in China wie Flugzeuge geboardet und man darf erst kurz vor Abfahrt auf den Bahnsteig. Wieder hat mein Reisepass bei den Automaten nicht funktioniert. Es hat wieder so einen Premium Zugang gegeben, aber auch der war wieder gleichzeitig der Schalter für alle nicht-funktionierenden Tickets. Also wieder eine sehr stressige und chaotische Situation.

Die Abfertigung in Hong Kong West Kowloon Station hat man groß beworben und zukunftsweisend für die Verbindung von Hong Kong mit China dargestellt. Effizient, zeitsparend und reibungslos würde ich die ganze Experience eher nicht beschreiben. Mehr war es lahm und nervtötend.

Richtig toll ist natürlich die Business Hardware der Hochgeschwindigkeitszüge. Hier bei dieser Variante waren das jeweils am Ende und Spitze fünf Sitze in einem kleinen Abteil. Die Business Abteile unterscheiden sich und können auch größer sein. Die zwei ersten Sitze kann man drehen und in Sightseeing Mode bringen. Wenn man ein Nickerchen machen möchte, dann sind sie noch dazu fully-flat. Also man hat die Fläche eines Zugs und einen Sitz wie wir die von Flugzeugen kennen. Mich hat es so stark an einen Flug erinnert, dass ich mehrfach ohne groß nachzudenken nach dem Sitzgurt gesucht habe.

Am Platz haben Slipper, Snack-Box und Erfrischungstuch gewartet. Die sehr nette Zugbegleiterin für das Abteil hat Drinks ausgeteilt. Aus Ermangelung an Sprachkenntnissen wurde es für mich Tee. Ich glaube aber, dass sie Softdrinks auch hätten. Bei „you wan’t food“ sage ich natürlich nicht Nein und habe mir das mal für euch angesehen.

Sie hat so eine Suppe und eine Box Essen (über ein halbes Kilo) gebracht. Für die Stunde nach Guangzhou habe ich mich durch die Snack Box und auch das Mittagsmenü durchgekostet. Ich würde mal sagen, dass das Catering dem chinesischen Gaumen folgt. Für mich war es ein lustiges kulinarisches Erlebnis, keine raffinierte Küche, aber stark exotisch.

Von den chinesischen Hochgeschwindigkeitszügen und vor allem ihrer Business bin ich stark überzeugt. Nicht so ganz hat mir die Temperatur gepasst. 27 Grad sind in einem Zug doch nicht so ganz angenehm. War vor einem Jahrzehnt in China noch alles auf 20 Grad tiefgekühlt, so herrscht derzeit an vielen Orten im Reich der Mitte das andere Extrem.

Die Fahrt selbst von Hong Kong nach Guangzhou ist absolut unereignislos. Die meiste Zeit fährt man durch Tunnel und verbaute Strecke. Eine Scenic Road braucht man da nicht erwarten.

In Guangzhou South Train Station konnte ich einfach aussteigen, weil Einreise ja schon in Hong Kong erledigt wurde. Wie wir das von chinesischen Bahnstationen in den Metropolen kennen, haben sie auch hier nicht gekleckert, sondern geklotzt. Die Station ist gigantisch und extrem umtriebig. Leider haben sie keine Beschriftung in Englisch, die überall verteilten Guides kennen sich auch nicht aus und gefühlt hatte es 30 Grad. Selten aber doch, passiert es mir, dass mir bei Reisen auch Situationen entgleiten. Ich konnte meinen Didi-Fahrer nicht finden, Taxis waren aus (das kann in China passieren), ein gigantisches Chaos mit enormer Sprachbarriere und noch diese Hitze haben mich an meine Grenzen gebracht. Schlußendlich nach viel Herumrennen bin ich mit den Öffis gefahren. Die haben eine neue Strecke mit einer Hochgeschwindigkeits-U-Bahn und die habe ich in die Stadt genommen. Für meine Rückreise habe ich gelernt und ein bestelltes Hoteltaxi verwendet. Das Chaos auf dieser Bahnstation hat sich dadurch aber leider auch nicht gelindert.

Ich wollte wieder mal mit dem chinesischen Hochgeschwindigkeitszug fahren und als solches war das schon eine coole Experience. Fully-flat Business Sitze und mit 300 km/h durch China zu rauschen hat schon was. Mittlerweile halten die Hochgeschwindigkeitszüge wie vor 10 Jahren nicht mehr irgendwo am Feld und die Mega-Bahnhöfe sind alle fertig.

Hardware und Catering sprechen absolut dafür, auf dieser Strecke den Hochgeschwindigkeitszug zu nehmen. Preis war auch sehr sehr angenehm. Die Situation mit den chaotischen Abläufen in Hong Kong, ewigen Wartezeiten bei der Einreise von Hong Kong nach China, wenig Aircondition und dem Madness Bahnhof in Guangzhou würden mich aber vielleicht davon abhalten, das wieder zu buchen. Also mit der Cathay Pacific Business die kurze Strecke rüber zu hüpfen ist wahrscheinlich gesitteter.

Kommentare 4
  1. Von der Lounge wärst du enttäuscht gewesen. Es gab nur Wasser und Sitze und auch nicht besonders gemütlich eingerichtet, sondern eher wie eine große Lagerhalle., Komischerweise ging bei mir auch nicht der deutsche Pass und beim hektischen Boarding musste die Tante dann manuell mich durchwinken.
    im Mai hatte ich bei der Passkontrolle in Kowloon China Seite ca 10 vor mir, aber es hat auch ewig gedauert. ich bin dann nach Shenzhen, Guangzhou und weiter nach Guilin. War recht cool und vor allem pünktlich

    1. In Guangzhou die Lounge hat mich auch nicht überzeugt. Einfach ein abgetrennter Bereich in der Halle. Wer dort im Sommer schon war, weiß dass die Halle weitgehend unklimatisiert ist. Es gäbe aber auch eine klimatisierte Lounge, aber leider nicht von China Railway.

      Was ich bei diesen Wartezeiten in Hong Kong am Bahnhof nicht verstehe, wie kann das im restlichen China an den Airports meistens zügig funktionieren und da ist es so lahm.

  2. Für diejenigen, die China nicht kennen: Präziser und zutreffender Bericht! (Danke dafür.) Hochgeschwindigkeitszüge in China sind toll, aber Inlandsflüge sind entspannter dank einfacherer Kontrollen. Sämtliche ausländischen Pässe sind von automatischen Kontrollen ausgenommen – nicht aus technischen Gründen, sondern wegen politischen Generalverdachts. Keine Zugfahrt mit weniger als fünf Kontrollen…

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