Mit der Air Astana 767 Business von Astana nach Almaty …
Astana (NQZ) – Almaty (ALA)
Air Astana 767 – Business
Deal: sehr günstiges Ticket auf der Strecke Astana – Almaty
Champagner: No
Ende der 90er Jahre hat man die Hauptstadt vom erdbebengefährdeten Almaty nach Astana verlegt. Bei der neuen Hauptstadt hat man sich, wie wenn man mit Lego eine Stadt bauen würde, mit Monumentalgebäuden ausgetobt. Einziges Problem dieses Umzugs von Almaty nach Astana erscheint mir ein wenig die Verbindung beider Städte. Mit Auto oder Zug braucht man doch um die 15 Stunden. Das ist schon eine stolze Zeit und deswegen setzt man eher aufs Flugzeug. Air Astana fliegt stündlich mit 16 Flügen pro Tag auch mit Großraumflugzeugen zwischen diesen beiden Metropolen Kasachstans. Preislich ist man mit um die 150 Euro für Business (Oneway) eigentlich absolut irre günstig unterwegs.
Astana soll 1,4 Millionen Einwohner haben. Irgendwie passt da vielleicht mit den Zahlen was nicht. Wie auch in der Metropole Astana geht es am Airport genauso gemächlich ab. Beim Check-in von Air Astana waren ein paar Leute angestellt, bei der Business war gähnende Leere. Check-in war freundlich aber auch ein wenig unbeholfen. Auf meine Frage nach einer Lounge, stellte ein großes Fragezeichen die Antwort dar? Die Dame am Business Schalter wusste das nicht, auch meine Erkundigung nach einem Fast Track hat nur Verwunderung erzeugt. An einem Business Schalter zu arbeiten und diese Fakten nicht zu kennen, fand ich schon ein wenig ungewöhnlich, wie wenn diese Dame gar nichts mit der Airline zu tun gehabt hätte.
Also kein Fast Track, aber die Sicherheit war sehr effizient und schnell. Die neue The Shanyraq Lounge (Review) habe ich mir selbst gesucht. Also Business Lounge kann Air Astana. Hier haben sie wirklich eine nicht riesige aber überaus elegante und ruhige Lounge als Aushängeschild der Airline errichtet. Die Lounge hat Service, ein essbares Buffet und eine schöne Aussicht über die Steppe geboten. Dort konnte ich sehr angenehm auf meinen Flug mit Air Astana warten.
Die Situation am Gate war nicht so wirklich der große Kracher. Die Boardingzeit war eher eine Fiktion und mit unverständlichen Durchsagen nur auf Russisch hat man – so erahnte ich das – eine verspätete Maschine angekündigt. Schlußendlich beim Boarding ist ein enormes Tohuwabohu ausgebrochen. Die Schilder mit Priority Boarding waren nur nette Dekoration. Wie beim Winterschlussverkauf haben auf einmal alle zu rennen begonnen und ohne Manieren sich irgendwie vorgedrängt. Wie bei den schlechten Billigairlines haben die Gate Agents den Finger mit Passagieren angefüllt und ewig zum Betreten des Flugzeugs warten lassen. Derweil haben Gäste ihr Gepäck wie am Basar in der Fluggastbrücke umgepackt. Schlußendlich durfte die Meute ins Flugzeug rennen. Leider waren doch viele unerfahrene Reisende unterwegs, die das System von reservierten Sitzplätzen nicht so ganz verstanden haben. Das wiederum hat zu vielen Diskussionen unter den Passagieren geführt. Die Flugbegleiterinnen haben sich das komplett passiv gegeben und sich gar nicht mehr in den Zirkus eingemischt. Gerade die Mischung aus so einer hypermodernen Kabine mit dem blauen Mood-Lighting und dieser sehr unzivilisierten Art und Weise des Boardings hat für mich einen sehr bizarren Eindruck hinterlassen.
Bei der ganzen unordentlichen Geschichte war klar, dass die Anzahl der Gäste nicht stimmen kann und das hat schlußendlich in einem mehrfachen Durchzählen der Passagiere gemündet. Netterweise gab es derweil einen pre-departure Drink und ich habe mir mit dem ordentlichen Entertainment die Zeit vertrieben.
Diese 767 mit einer versetzten 1-2-1 Business sind für Langstrecken gedacht. Die Verwendung für die Verbindung von Astana nach Almaty ist das natürlich ein absoluter Overkill. Empfehlenswert sind die Sitze am Fenster mit mehr Privatsphäre und fully-flat kann man sicher auch angenehm längere Strecken in dieser Hardware fliegen. Der ganze Eindruck war elegant und auch sehr futuristisch. Obwohl die Kabine so modern ist, kann diese Business natürlich nicht mit den in Mode gekommenen ganz neuen Business Suiten mit Türen mit. Was die anderen Airlines in dieser Region aber abliefern, davon setzt sich Air Astana mit dieser Business extrem positiv ab.
Die ausgeteilte Speisekarte hat viel versprochen. Da liegt aber auch ein wenig das Problem des ganzen Konzepts. Air Astana weckt hohe Erwartungen, die man aber aufgrund der Kürze des Flugs gar nicht richtig abliefern kann. Am Boden gab es noch einen Welcome Drink und die Essenswünsche wurden abgefragt. In der Luft hat man sofort ein richtiges Menü auf einem Tray serviert (ohne Trolley). An der Präsentation kann man sicher arbeiten, aber es war ein wirklich gutes Abendessen. Man hat noch Brot ausgeteilt und sie sind mit dem Barwagen durchgefahren. Das hätte alles recht zivilisiert ablaufen können, wenn nicht einige Gäste wirklich ständig Getränkewünsche den Flugbegleitern aufgegeben hätten. Der Herr hinter mir hat es so wahrscheinlich auf sechs Gläser Schnapps gebracht. Sie haben ihm dann schon die Viertelgläser voll angefüllt und mich hätten sie wahrscheinlich bei so einer Menge von der Rettung abholen lassen müssen. Vielleicht hätte ich mehr aktiv die Stewardessen aufhalten müssen, aber sowas mache ich nicht.
Beim Catering lassen sie sich wirklich nicht lumpen und es ist eigentlich gigantisch, was sie da in unter zwei Stunden abliefern. Air Astana sollte ihren Flugbegleitern vielleicht ein wenig mehr Luft geben und die Abläufe ergonomischer gestalten. Man kann halt nicht in zwei Stunden mit Start und Landung ein kulinarisches Angebot für die Langstrecke versuchen.
In Almaty hat diese Maschine eine Abfertigung mit Bussen gewonnen. Kein extra Fahrzeug für die C und vollkommen angepackte Busse haben meine Stimmung nicht heben können. 767 an Außenposition abfertigen ist eine Challenge und die haben sie leider eher schlecht gemeistert.
Es gibt Punkte, da ist Air Astana eine wirklich tolle Airline. Die Business Hardware war cool, die Lounge hat gefallen und das Essen war sehr gut. Ein absolutes Durcheinander beim Boarding und zugestopfte Busse beim Deboarding waren nicht so mein Fall. Dieser ganze Weg zum Flugzeug und wieder weg, das war an diesem Flug die Schwachstelle. Bei Catering und Service hat sich Air Astana extrem großzügig gezeigt. Andere Airlines bieten so ein Essen und Getränkeservice in der Langstrecke. Was sie da aber in ihrer Menükarte alles mit den Gästen vorhaben, das ist zeitlich eigentlich gar nicht möglich und von den Flugbegleitern nicht abzuverlangen. Um das wirklich liefern zu können, müssten sie am ganzen Konzept optimieren.
Um Air Astana herrscht mitunter ein gewisser Hype. Ja, vom Preis-Leistungsverhältnis war der Flug unüberbietbar. Für so eine Luftbrücke zwischen diesen zwei Städten war mir die ganze Experience zu wenig geordnet, nicht strukturiert und hektisch. Sie haben da mit ihrer Business und der Lounge richtig funkelnde Edelsteine, dazwischen lassen sie aber teilweise wirklich aus.