Mit der neuen Royal Jordanian Embraer Business von Amman nach Tunis …
Amman (AMM) – Tunis (TUN)
Royal Jordanian Embraer E190-E2 – Business
Deal: British Airways Executive Club Meilenticket
Champagner: Laurent Perrier Cru
Royal Jordanian hat für ihre Flüge nach Amman ein doch gehobenes Preislevel. Wir sehen zwar immer wieder gute Deals nach Bangkok, aber nach Jordanien schaut es da doch eher düster aus. Da war eine Einlösung von ein paar Avios mit British Airways Executive Club angebracht. Gebucht habe ich ihren A320 mit Couchsesseln in der Business (Review) und noch beim online Check-in hat alles gut ausgesehen. Sie haben aber wieder mal ein wenig Roulette mit ihren Flugzeugen gespielt und überraschenderweise ist eine Embraer mit einer neuen Business am Gate gestanden.
Für die Business hat man an der rechten Ecke des Terminals einen abgesonderten Bypass mit Check-in, Sicherheit und Passkontrolle laufen. Ein netter Herr hat sich gleich um mein Gepäck gekümmert. Check-in war sitzend und flott ging es durch ganz lange Gänge bis zu Sicherheit und Passkontrolle. Ohne große Verzögerungen wurde ich in Minuten vor der Royal Jordanian Lounge ausgespuckt. Diesen vom Terminal abgesonderten Business Fast Track machen sie schon sehr gut und dafür kann man sie echt loben.
Ihre Lounge (Review) war nicht so wirklich ein mein Fall. Auf einer Terrasse erstreckt sich eine große Lounge über dem Duty Free. Damit war die Lounge nicht richtig ruhig und auch in der Lounge war doch ordentlich was los. Die Erfindung von Putzmittel hat sich auch noch nicht herumgesprochen und ein Deep Cleaning würde ich ihnen mal empfehlen. Highlight war noch ein Kaffee vom Barista, aber angesichts der Unruhe habe ich das Weite gesucht, noch mal schnell die ruhigere Marhaba Plaza Premium Lounge (Review) besucht und schlußendlich am Gate gewartet. Gerade der Flughafen ist ja wunderschön gestaltet und da kann man auch ohne Lounge sehr schön Zeit verbringen.
Bei „Go-to-gate“ habe ich mir mal die Lage angesehen. Kein Flugzeug da, dann hat die Anzeige auf „Boarding“ umgeschaltet, schließlich auf „Final Call“ und für eine Stunde ist das auf „Final Call“ geblieben. Zwischenzeitlich sind die Gate Agents mal davongelaufen und nach über einer Stunde Verspätung gab es endlich die erste unverständliche Durchsage. Irgendwann haben sie irgendwo eine neue Embraer E190-E2 gefunden und an das Gate gestellt. Boarding war von Chaos und Dilettantismus geprägt. Eigentlich würde der Airport es ja bei jedem Gate hergeben, zwei schöne Schlangen bilden zu können. Die Passagiere haben sich alle irgendwo angestellt. Halbherzig hat man das versucht zu ordnen und ist kläglich gescheitert. Ein paar Mitarbeiter haben am Handy am Gate gechillt, ein paar Freunde irgendwelcher Mitarbeiter haben noch schnell mit Handschlag ein Pre-Boarding vor allen anderen Gästen erhalten und schließlich gab es den Startschuss für ein komplett ungeordnetes Wettrennen ins Flugzeug. Angesichts des topmodernen Designs des Flughafens war das ein absurd surreales Schauspiel, so eine unzivilisierte Abfertigung in so einem Setting serviert zu bekommen.
Beim Boarding habe ich nicht schlecht über diese Business in den neuen Embraer gestaunt. In den alten Embraer Maschinen gibt es Couchsessel in 1-2 Bestuhlung. Hier hat Royal Jordanian nun eine der neuen Embraer E190-E2 für die Strecke nach Tunis verwendet. 2024 wurde diese Business vorgestellt und eigentlich wollte man in 2-2 Bestuhlung damit nur in der Region fliegen. Hier aber hat man eine Embraer auf eine vierstündige Reise geschickt.
Die Business ist versetzt angeordnet. Die Sitze sind relativ eng und ich würde mal sagen, dass wahrscheinlich manche meiner großen Leser hier Platzprobleme hätten. Vom Gefühl hat man in den Couchsesseln in den Flugzeugen der A320 Familie mehr Raum. Versteht mich nicht falsch, diese Business ist für ihre regionalen Strecken eine tolle Sache. Vier Stunden nach Tunis ist aber schon ein wenig der Ritt in einer Sardinenbüchse.
Am Sitz haben Decke und Polster gewartet. Die Crew hat als Begrüßung Arabic Coffee ausgeteilt. Schnell hat man noch I-Pads für das Entertainment gebracht und ausgestattet mit einer Speisekarte ging es in Richtung Tunis.
Das Servicekonzept der Royal Jordanian bei ihren Embraer Flügen unterscheidet sich maßgeblich von dem was man von ihren A320 Flügen kennt (Review). Kein Amenity Kit, kein Servierwagen und nur Tray-Service. Eigentlich hat man bei dieser Aktion ein Servicekonzept ihrer Flüge in die Nachbarländer einfach auf eine Strecke nach Tunis angewandt.
Von den vier Menüs (eigentlich keine Mischung möglich) habe ich mich für die arabische Variante entschieden. Die Vorspeise mit Baba Ganoush und Hummus war ganz nett. Die Hauptspeise war leider ein kleiner Fehlgriff, weil der Fisch möglicherweise einen leichten Stich gehabt hat. Die Flugbegleiterin hat von sich aus eine Alternative angeboten und das Risotto war schlußendlich super. Nachspeise hat auch gepasst.
Service war sehr umsichtig. Mit Champagner und vielen Getränken will ich das Catering schon loben. Was sie da in einer Galley einer Embraer gezaubert haben ist ja schon fast unglaublich.
Vor und nach dem Essen gab es heiße Tücher. Weil man ja den geplanten A320 in eine Embraer umgetauscht hat, war die Maschine proppenvoll und viele operational Upgrades eine Folge. Nicht schlecht habe ich gestaunt, wie ein Mitreisender Herr begonnen hat das heiße Tuch zu essen und andere Passagiere ihn aufhalten mussten. Die Hälfte hat er schon geschafft gehabt und daran gekaut ;) Was man nicht immer für Stories erlebt ;)
Vor ewigen Zeiten war ich als Kind mal in Tunis und ich kann mich noch an den Horror-Airport erinnern. Schön dass es Traditionen gibt und sich Dinge nicht ändern. Tunis Airport war ein absolutes Gruselkabinett und ist es auch weiterhin. Fast Track hat es nicht gegeben und so durfte ich mit hunderten Mitreisenden in einer absolut überfüllten Halle ewig auf die Passkontrolle warten. Wenn man Tunis nicht kennt, dann darf man eigentlich über Cairo nicht lästern. Da wirkt Cairo auf einmal wie ein Ort der hohen Zivilisation und durchdachten Ordnung.
An sich bietet Royal Jordanian mit dieser neuen Embraer Business eine ganz tolle Hardware für Flüge in Middle East. Wenn man es nicht gebucht hat, sie einen Aircraft Change machen, man ein anderes Servicekonzept erwartet und auf einmal reitet man in einer Embraer für vier Stunden durch die Gegend, dann hält sich meine Freude in Grenzen.
Catering war bis auf das eine Hauptgericht eine super Sache. Champagner und eine gute Getränkekarte hat auch mein Gemüt erhellt. Diese Business Sitze sind für so lange Flüge vielleicht ein wenig unbequem und möglicherweise für einige Reisende zu eng. Natürlich ist diese Business um Längen besser als eine Embraer Business mit einem blockierten Nebensitz, wie wir das bei europäischen Airlines finden, aber im Vergleich zu ihrer Business in den A320 ist das ein nicht gleichwertiges Produkt. Bei der Produktvorstellung 2024 hat man auch nicht vorgehabt, solche Distanzen mit diesen Embraer Maschinen zu bedienen. Schwach fand ich auch ihre Lounge und den Boardingprozess. Super war Fast Track und eigener Business Check-in mit Sicherheit und Passkontrolle.
Meinen letzten Royal Jordanian Review habe ich mit dem Satz „Royal Jordanian bietet auf ihren Verbindungen nach Europa ein wahrhaft royales Erlebnis“ zusammengefasst. So würde ich das das bei diesem Flug nicht zusammenfassen. Natürlich um Lichtjahre besser als was wir bei vielen europäischen Airlines in einer Embraer erwarten, aber für Royal Jordanian war das eher eine schwächere Gesamtleistung. Das können sie besser.