Mit der RwandAir Business von Brüssel nach Kigali …

Brüssel (BRU) – Kigali (KGL)
RwandAir A330 Business
Deal: günstiger Deal
Champagner: Piper Heidsieck
Günstige Business Deals ziehen mich – wie wahrscheinlich meine geschätzten Leser auch – magisch an. RwandAir hat um ca. 1.100 Euro die Business (Return) von Brüssel nach Johannesburg (DEAL: RwandAir Business Brüssel – Johannesburg (Return): 1.030 Euro) abverkauft. Diesen doch sehr netten Deal konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Ein wenig Bedenken hatte ich aber schon. Geplant war auf dieser Strecke der Einsatz eines der alten A330 mit angled-flat Business. Das wäre nicht so der Kracher gewesen. Beim Produkt hatte ich relativ hohe Erwartungen. Qatar Airways will ja groß bei RwandAir einsteigen und die kaufen sich ja wahrscheinlich nicht irgendeine Schrottairline.
Nicht schlecht habe ich gestaunt, was es kurzfristig für Veränderungen geben kann. Positiv war drei Wochen vor Abflug ein Aircraft Change zu einem der neueren A330 mit fully-flat Business. Natürlich waren komplett wirre Sitzplätze die Folge. Man sollte da schon die Sitzplatzreservierungen wie ein Wachhund beobachten. Schlußendlich konnte ich mir einen der sehr guten Plätze mit extrem viel Privatsphäre am Fenster sichern. So ein Aircraft Change zu einem besseren Flugzeug ist ja mal eine sehr nette Abwechslung gewesen.
Man kauft sich aber mit einem RwandAir Ticket auch irgendwie ein Abenteuer. Der Rückflug von Kigali nach Brüssel wurde zwei Wochen vor Abflug mehrfach verschoben, gestrichen und schlußendlich gab es einen Rückflug 36 (!!!) Stunden später. Dazu hat man mich natürlich auch ohne Hilfeleistung in Kigali stranden lassen. Hotline braucht man gar nicht erst versuchen. Da helfen nicht einmal Beruhigungsmittel, weil man eigentlich niemanden ranbekommt. Man erhält auch nur absolut wirre E-Mails. Nur das Büro in Brüssel hat das Telefon abgehoben und mit denen konnte man reden. In Kigali hat mich RwandAir einfach blöd sterben lassen. Ich kann mir Gott sei Dank selbst ein Hotel leisten, aber die hätten mich scheinbar einfach am Flughafen am Boden schlafen lassen. Bei einem Streik oder Starkwetterereignissen lasse ich mir so exzessive Verspätungen bei einem Linienflug einer Langstrecke ja noch erklären. Bei RwandAir war das definitiv nicht der Fall und es hat irgendwie so gewirkt, wie wenn man ein afrikanisches Sammeltaxi anfüllen würde. Die fahren ja auch erst, wenn jeder Sitzplatz besetzt ist. Ankommen ist scheinbar nicht so ihre Stärke und werde ich noch beim Review des Rückflugs thematisieren.
Der Check-in in Brüssel war eine relativ eigenwillige Veranstaltung. Es gab eine Business Schlange, aber die hat man nicht wirklich ordentlich geführt. Also alles irgendwie viele Passagiere und auch viele Mitarbeiter, aber relativ ungeordnet. Ganz seltsam fand ich die Unwissenheit der Mitarbeiterin am Priority Schalter. Die konnte mir nicht mitteilen, ob es einen Fast Track gibt, welchen Sitzplatz ich jetzt wirklich hätte und ob man einen Vertrag mit einer Lounge hat. Das war also alles ein großes Rätsel und so habe ich mit Try and Error das selbst rausgefunden.
RwandAir hat den Fast Track für die Business gekauft. Like that. Auch durfte ich in die wirklich elegante The View Lounge (Review) des Flughafens Brüssel. In dieser sehr schönen und gigantischen Lounge konnte ich mit toller Aussicht und Ruhe auf den Flug warten. Die Lounge will ich loben. Wer Langstrecke mit dieser Lounge wegfliegt, bekommt da schon eine sehr elegante Lounge.
RwandAir fliegt ihre Europa-Strecke immer im Kreis, also Kigali – Brüssel – Paris – Kigali. Von Kigali hat man enorme Mengen an Blumen transportiert. Was man da an Kartons an Blumen aus dem Bauch des Flugzeugs rausgezogen hat, das war schon faszinierend. Boarding war recht gesittet.





Also eigentlich wäre auf dieser Strecke ein alter A330 mit der Business Hardware von Avianca eingeplant gewesen. Über die fully-flat Business des Typs Vantage XL im neuen A330-300 habe ich mich sehr gefreut. Mein Sitz am Fenster mit der enormen Privatssphäre war natürlich die beste Wahl. Design der Kabine mit so afrikanischen Anleihen fand ich ganz nice.





Wasser, Polster, Kopfhörer und eine Decke haben am Sitz gewartet. Die Flugbegleiter haben mal eine erste Runde Welcome Drinks und heiße Tücher ausgeteilt. Für mich wurde es ein Glas Champagner.
Mit dieser „neuen“ Business fliegen sie jetzt auch schon einige Zeit. Schon der erste Eindruck kommt nicht ganz frisch rüber, wobei ich sie zunächst in Ordnung gefunden habe. Wenn man aber im Schlafmodus den ganzen Dreck der letzten Zeit findet, dann muss das einfach nicht sein.
Richtig übel war aber ein defektes Entertainment. Da dürfte irgendwo ein Stecker runtergegangen sein. Die Flugbegleiter waren komplett hilflos. Sitzplatzwechsel hat man mir nach Paris angeboten. Sie meinte, sie würden nicht wissen, wer da noch in Paris einsteigen würde. Finde ich mal eine Ansage, dass die Flugbegleiter nicht einmal wissen, wer in ihrer Kabine sitzt. Sie waren da also relativ unmotiviert, das irgendwie zu lösen. Drei Stunden später habe ich mir selbst einen anderen Sitz gesucht.
Zweite ganz böse Sache waren die ewigen Wartezeiten ohne Klimaanlage. Sie haben in Brüssel und in Paris die Aircon nicht laufen lassen. Ihr wisst das, wie schnell es in so einem Flugzeug von der Temperatur relativ ungemütlich wird.
Dritte sehr seltsame Sache waren diese Verbrüderungen des Personals mit Fluggästen. Ich weiß nicht, aber wenn ich sonst auf der Welt in eine Langstrecke steige, kenne ich in der Regel keine Leute. Da war aber viel Bussi Bussi, Umarmungen und nachdem der Sitzplatz gezeigt wurde ein Klopfen auf die Schulter. Ich kann ihnen das nicht nachweisen, aber das war brutal offensichtlich, dass da irgendwas läuft. Beim Rückflug war es dann echt komplett ohne sich zu genieren und die Upgrades nach Boarding Completed sehr deutlich.





Zunächst ging es nach ein paar Welcome Drinks nach Paris. Da war kein Service auf diesem Streckenteil vorgesehen. Nachdem man uns in Brüssel und in Paris mal ordentlich durchschwitzen hat lassen gab es dann nochmals einen Welcome Drink vor Abflug in Paris. Heiße Tücher waren aber nur für die Gäste ab Paris vorgesehen und abgezählt. Eigentlich war das eine Ouvertüre für das weitere Service. Die Flugbegleiter waren freundlich und auch motiviert, aber das ganze Servicekonzept unorganisiert und undurchdacht.
Vor Abflug hat man die Menükarten ausgeteilt. Aufnahme der Wünsche gab es erst nachdem wir auf dem Weg nach Kigali waren. Auf einem Nachtflug will ja jeder schnell Abendessen, aber genau dieser Ablauf bremst jedes schnelle Service aus.




Ich hatte zum Dinner so eine französische Vorspeise, Hühnchen und eine Käseplatte. Alles wurde einzeln ohne Trolley serviert. Namentlich angesprochen hat man nie.
Über Nordafrika waren Turbulenzen und das Service wurde durcheinander gebracht. Sie haben es sich aber teilweise selbst sehr schwierig gemacht. Normalerweise nimmt jeder Flugbegleiter beim Rückweg Dinge mit. Sie sind wirklich mit jedem Teil einzeln gelaufen. Das Servicekonzept fand ich irgendwie undurchdacht. Schieben wir es mal auf die Turbulenzen und weil sich die Crew dazwischen länger setzen musste. Beim Rückflug von Kigali nach Brüssel war es im Vergleich nur mehr absurd. Hier beim Hinflug waren sie wenigstens bemüht, aber man könnte mehr rausholen.






Nachdem das mit den Turbulenzen und dem Tempo ein längeres Abendessen war, gab es für mich ein paar Stunden Schlaf. Ich würde ihnen mal einen Staubsauger für den Sitz empfehlen, Matratzenauflagen wären eine Wucht und Ohrstöpsel gehören eigentlich in einen Amenity Kit.
Weil sie ihre Geschwindigkeit kennen, hat man sehr früh vor Kigali das Licht in der Kabine aufgedreht und Frühstück serviert. Natürlich wieder mit Aufnahme der Wünsche und Service in Zeitlupe. Der Kaffee war sehr gut und man konnte es essen. Raffiniert würde ich das Frühstück jetzt nicht umschreiben. Wenn ich nicht den Blog schreiben würde, hätte ich es wahrscheinlich verschlafen und ausgelassen. Es wäre kein Verlust gewesen.



Landeanflug auf Kigali fand ich super nice. Mit diesen grünen Hügeln ist das komplett kitschig gewesen. Ein Highlight für jeden Aviation Geek ist natürlich der Flughafen Kigali mit nur einer Piste. Wo lässt man einfach die Passagiere eines A330 gleich neben dem Flugzeug zum Terminal laufen? Das hat schon was.





Der Preis war für diesen Flug von Brüssel nach Johannesburg mit Stopover in Kigali ein Hammer. Böse Zungen könnten jetzt meinen, man erhält das war man bezahlt hat. Mittlerweile will RwandAir für diese Tour wieder mehr und ist nicht mehr so günstig.
Das Upgrade von der alten Business Hardware zum neuen A330 mit einem fully-flat Sitz war super. Wenn da noch das Entertainment funktioniert hätte, wäre das eine super Sache gewesen. Interessanterweise war zwei Wochen später der Bildschirm noch immer defekt. Aber sie haben munter da Passagiere auf diesen Platz gesetzt.
Beim Rückflug ist natürlich eine Umbuchung – ohne irgendwelche speziellen Gründe – auf einen Flug 36 Stunden später eine komplett absurde Angelegenheit gewesen. Man braucht auch keine Hilfestellung von RwandAir erwarten. E-Mails werden nicht beantwortet, Telefone nicht abgehoben und nicht einmal am Flughafen im Kigali erreicht man persönlich irgendjemanden. Man kauft sich da wirklich ein Abenteuer und Ankommen ist scheinbar nicht das Hauptthema dieser Airline.
Man kann die Intentionen und die Ideen beim Service für die Business erahnen. Wenn man alles einzeln ohne Trolley serviert, dann müsste die Crew das auch beherrschen. Die Abläufe gehören mal ordentlich durchdacht und ergonomischer gemacht. Wenn man die Unfähigkeit mir einen einen Sitz mit einem laufenden Entertainment zu suchen absieht, war die Crew relativ motiviert. Da geht aber definitiv noch mehr und ist Luft nach oben. Bei einigen Mitarbeitern hat man deutlich bemerkt, dass sie nach Kriterium Beziehung und nicht Fähigkeit angestellt wurden.
Keine Klimaanlage bei den Wartezeiten in Paris und Brüssel war brutal. Die Upgrades durch Friends and Family waren grob absurd. Ein wenig mehr Blick aufs Detail (z. B. Matratzenauflage bei einem Nachtflug, staubsaugen oder Ear Plugs) wären vielleicht mal eine Idee.
Mir RwandAir fliegen ist ein positives und negatives Erlebnis. Nach Kigali wollte ich schon immer. RwandAir ist aber auch ein Abenteuer. Dass ich aber sage, die würde ich sofort wieder fliegen, das eher nicht. Vielleicht wenn man in der Gegend ist und man eine Verbindung benötigt schon. Wenn Qatar Airways wirklich bei Rwand Air einsteigt, haben die bei Qatar Airways eine ordentliche Aufgabe. Preislich war der Flug aber super …
Cooles Review. Bin jetzt schon auf den Rückflug gespannt.