BIZARR: RwandAir A330 Business Kigali – Brüssel

Fahrzeug, Flugzeugkabine, Im Haus

Mit dieser Airline würde ich nicht mehr fliegen …

Fahrzeug, Flugzeugkabine, Im Haus

Kigali (KGL) – Brüssel (BRU)
RwandAir A330 Business
Deal: günstiger Deal
Champagner: Piper Heidsieck

RwandAir hat um ca. 1.100 Euro (Return) die Business von Brüssel nach Johannesburg abverkauft. Guter Preis, aber bereits die Hinreise war mit immer neuen Geschichten gespickt:

REVIEW: RwandAir A330 Business Brüssel – Kigali
REVIEW: RwandAir Business 737-800 Business Kigali – Johannesburg
REVIEW: RwandAir 737 Business Johannesburg – Kigali

Die Rückreise von Kigali nach Brüssel war schlußendlich der bizarre Höhepunkt dieser Reise. Wie bei einem Thriller hat sich diese Airline sukzessive weiter gesteigert.

Zwei Wochen vor Abreise hat RwandAir mich das erste Mal über eine Veränderung des Rückflugs informiert. Zunächst hat man den Flug um 9 Stunden auf den nächsten Morgen verschoben. In weiterer Folge wurde dieser Flug ohne Gründe – also kein Streik, Krieg oder irgendwas – gestrichen. Schließlich hat man mich auf einen Flug 33 Stunden später gesetzt. Den Vergleich habe ich schon mehrfach gebracht, aber sie betreiben ihre Airline wie ein afrikanisches Sammeltaxi. Wenn das Flugzeug voll ist, wird scheinbar geflogen. Damit musste ich einen Tag später von Johannesburg abreisen und habe auch eine Nacht Wartezeit in Kigali spendiert bekommen. Von RwandAir gab es überhaupt keine Hilfestellung. Scheinbar hätten sie wirklich geplant, dass ich am Boden am Flughafen schlafe. Ich kann mir Gott sei Dank ein Hotel leisten und bin ins Marriott (Review) gefahren. Das natürlich auf eigene Rechnung. Auf meine E-Mail mit der Bitte um Bezahlung dieser Übernachtung hat man gar nicht reagiert und hat mit mir nach dem Flug nur Ghosting betrieben. Netterweise besitze ich eine American Express und bin damit versichert. Die hat 400 Euro Kosten für diesen kurzen Aufenthalt spendiert.

Das massive Problem dieser Airline war die vollkommene Fehlkommunikation. Sie haben mir 15 teilweise falsche E-Mails geschickt. Ständig hat sich in den 2 Wochen irgendwas verändert. In Kigali konnte ich niemanden erreichen. Entweder konnte man an der Hotline kein Englisch oder sie haben aufgelegt. Einzig und allein das Büro in Brüssel hat den Hörer nicht einfach fallen gelassen. Nur um das klarzustellen, ich war nicht im Modus der Beschwerde unterwegs, ich wollte einfach nur wissen, ob das Flugzeug überhaupt fliegt und ich mitfliegen kann. Per E-Mail hat man mich ja auch mehrfach aufgefordert, sie zu kontaktieren. Bis auf das Büro in Brüssel war das unmöglich.

Wenn man mit dieser Airline fliegt, scheint das Ankommen nicht das Hauptthema zu sein. In der Regel plane ich Pufferzeiten bei meinen Reisen ein. Mit einem unbegründet späteren Rückflug eineinhalb Tage später habe ich aber nicht gerechnet.

Den Flughafen in Kigali bewachen sie wie eine Festung. Bereits bei der Fahrt auf das Gelände gab es eine strengste Kontrolle. Alle mussten den Wegen verlassen und durch einen Bodyscanner. Das Gepäck wurde ausgeladen und von einem Sprengstoffhund begutachtet. So streng und auch diszipliniert habe ich das noch nirgends gesehen.

Der Airport selbst ist ja ganz putzig und nett. Er ist zwar nicht ganz neu, aber absolut penibel sauber und ordentlich geführt. Einzig und allein war leider der ganze Airport mit Gelsen versifft. Auf Pest Control könnten sie vielleicht mehr Augenmerk legen. Noch eine kleine Bemerkung sei erlaubt. Wenn so ein A330 abfliegt, dann kommt der Terminal an diesem Flughafen mit nur einer Piste schon an die Grenzen.

Check-in war indifferent ohne irgendwelche Informationen zu Lounge oder Fast Track zu erhalten. Rein aus Interesse habe ich mich erkundigt, was sie eigentlich für einen Plan mit mir gehabt hätten. Wo hätte ich die Nacht verbringen sollen? Wortlos wurde zum Büro von RwandAir per Handzeichen gedeutet. Da bin ich hin. Leider konnte die – einzige – diensthabende Mitarbeiterin kein Englisch. Sie hat mit ihrem Handy irgendwen angerufen und auf Freisprecheinrichtung gestellt. Dieser Herr auf der anderen Leitung war scheinbar gerade zu Hause am Frühstückstisch. Weil bei diesem Gespräch ja nichts rausgekommen ist, habe ich mich bedankt und bin weiter meiner Wege gegangen. Man ist denen als Passagier schon schwer egal und eigentlich eine unangenehme Störung ihrer Kreise.

Für die Business hat man einen Fast Track angeschrieben gehabt. Der war aber die normale Sicherheitskontrolle.

Die Gäste der Business parkt man in ihrer Dream Lounge (Review). Als einen Traum würde ich die eher nicht beschreiben. Ein unmotivierter Mitarbeiter beim Eingang hat – aus welchem Grund auch immer – eine Kopie meines Reisepasses erzeugt. Drinnen hat eine Mitarbeiterin als Loungedrachen gewirkt und Gäste angemotzt. Wen sie aber nicht attackiert hat, war eine größere Herrengruppe, die sich in der Lounge volllaufen hat lassen. Interessanterweise waren die Herrschaften nicht auf der Maschine nach Brüssel und sonst hätte RwandAir kein Flugzeug in die diese Gruppe zahlenmäßig in eine Business hineinpassen würde. Anderen Gäste der Business nach Brüssel haben sich das nicht gegeben, haben ihre Kreditkarte (PriorityPass) gezückt und sind – wie auch ich – rüber in die ruhigere Pearl Lounge (Review).

Beide Lounges sind nicht der große Wurf. In beiden Exemplaren hatte ich Red Flags beim Catering verspürt und würde nur verschlossene Getränke ohne Glas konsumieren. Bei beiden Lounges war leider auch die Gelsenplage des Airports deutlich zu verspüren. Die Pearl Lounge hatte den großen Vorteil ruhiger zu sein.

Wenn man denkt, man hat schon alle Absurditäten auf dieser Welt gesehen, kommt eine neue daher. Beim Boarding haben sie mal alle Passagiere kontrolliert und in eine düstere und für den sonst adretten Flughafen ungewöhnlich abgeranzte Abfluglounge gesetzt. Während der Wartezeit sind die Leute an den Mitarbeitern ohne einen Pass zu hinterlegen ständig rein und raus gegangen. Die können die Passagierzahl nicht mehr überblickt haben. In jedem anderen Airport müssten alle wieder raus und würden neu gezählt werden. Hier hat man das nobel ignoriert. BTW man hätte auch nur die Türe zum Rollfeld aufmachen müssen und hätte auf die Piste laufen können. Das Schloss hat schon die besten Zeiten hinter sich gehabt.

Priority Boarding für die Business gab es nicht. Stattdessen haben die kreativen Mitarbeiter eine neue Form des Boardings erfunden. Es wurde nicht nach irgendwelchen Boardingruppen das Flugzeug bestiegen, sondern wo man gesessen ist. Also zuerst diese Sitzreihe, dann die nächste Sitzreihe usw. Das habe ich mir nicht gegeben und stand sowieso beim Ausgang. Natürlich wie in einfacheren Regionen üblich gab es die Kontrolle der Kontrolle der Kontrolle. Wie man das am Flughafen in Kigali kennt, spendierte man einen Spaziergang zum Flugzeug. Also zu einem A330 zu Fuß über den Flughafen zu laufen, das hat für jeden Aviation Geek schon was. Ob das vom Ablauf ohne Absperrungen so sicher ist, wage ich mal zu bezweifeln.

Diese ganzen Geschichten bis ins Flugzeug hat einfach ihre Unbeholfenheit gezeigt. Ich denke diese Airline ist mit ihren Langstrecken ein wenig überfordert.

Bei der Hardware hatte ich echt Glück. Als ich den Flug gebucht hatte, war ein geleaster A330 mit Recliner in 2-2-2 vorgesehen. Der wurde bei diesem Flug gegen ihren neueren A330 mit einer fully-flat Business eingetauscht. Andere Passagiere auf späteren Flugdaten hatten weniger Glück. Da haben sie einfach einen geleasten A330 gleich ohne Business verwendet.

Die Hardware mit den Vantage XL Sitzen ist überaus ordentlich. Farbwahl und Design haben schon einen guten Eindruck gemacht. Leider ist die Wartung dieses Innenraums nicht so ihre Stärke. Beim Hinflug (Review) war der Monitor bei meinem Sitz defekt. Da hat sich wahrscheinlich ein Kabel gelöst. Das war natürlich nicht behoben. Mein bei diesem Flug gewählter Platz hatte zwar ein laufendes Entertainment, aber diese Polsterung mit diesem Luftkissen hat nicht mehr gearbeitet. Ich würde ihnen auch mal empfehlen den Sitz tiefer zu reinigen. In Liegemodus sind ganz gruselige Dinge zum Vorschein gekommen. Also so vom ersten Blick alles ganz nice, aber weitergehender sollte man sich mit dem Sitz nicht beschäftigen.

Wasser, Decke und ein Polster haben am Platz gewartet.

Die ganze Vorstellung war schon ein wenig wild. Noch absurder war ein herumschreiender Purser auf einem Power Trip. Bei anderen Airlines wird man in der Business freundlich zum Sitz geführt oder begrüßt. Hier bei Rwand Air wurde ich gleich mal proaktiv zur Sau gemacht.

Während der Stunde Verspätung durch das lahme Boarding hatte die langsame Crew mal Zeit alle Gimmicks auszuteilen. Streß brauchten sie sich beim Tempo des Boardings nicht zu machen. Es gab einen Welcome Drink (Champagner), Speise-, Getränkekarte, Kopfhörer und Amenity Kit. Trotzdem haben sie es in dieser Stunde nicht geschafft, die Essenswünsche aufzunehmen. Das ist erst nach dem Start passiert und hat die Abläufe damit komplett ausgebremst.

Mit meinem Glas Champagner konnte ich mir das absurde Treiben eines Boardings bei RwandAir geben. Einmal gab es das traditionelle Schulterklopfen, Umarmen und schlußendlich Herzeigen eines Sitzes in der Business. Vom Gefühl her und ich kann ihnen das nicht nachweisen, aber es hat den Eindruck gemacht, wie wenn Angestellte die Sitze der Business als Pachtgrund für Friends and Family sehen. Sogar nach Boarding Completed sind aus der nicht vollen Eco noch Leute aufgetaucht. Es ist nicht meine Airline und sie können machen was sie wollen, aber der Vollzahler fühlt sich ein wenig verarscht. Ein Mitreisender war abstrus lustig. Der ältere Herr hat das mit den Sitzplatzreservierungen nicht so ganz verstanden. Der wollte wirklich, dass ich meinen gebuchten Platz am Fenster für ihn hergebe. Er hat auch mit der Flugbegleiterin zu diskutieren begonnen, dass ich mich wegsetzen solle und er gerne meinen Sitzplatz hätte.

Nach diesem absurden Treiben ging es mit einer Stunde Verspätung in Richtung Brüssel. Ein richtig großes Problem war die Crew. Diese Langsamkeit gepaart mit absurden Abläufen hat ein richtig toxisches Servicekonzept produziert.

Sie haben erst nach dem Start Essenswünsche aufgenommen. Bereits beim ersten Gast waren aus unerfindlichen Gründen manchen Möglichkeiten schon aus. Ihr Servicekonzept sieht vor, dass sie alles ohne Trolley servieren. An sich eine nette Idee und machen gute Airlines heute so. Man kann sich vorstellen wie schleppend das Service läuft, wenn sie mit jedem Stück einzeln gehen. Das haben sie wirklich gemacht. Im Endeffekt hat man das Frühstück und Abendessen so prolongiert, dass es gefühlt den ganzen Flug gedauert hat. Das Warten auf das Essen war scheinbar ihre Art Entertainment. Sie haben auch ständig die Bestellungen verloren. Es sind auch die Dinge ohne Reihenfolge aufgetaucht. Also Essen ohne Getränke. Nachspeise ohne Besteck. Also alles irgendwie wirr.

Sie haben auch so richtig böse Geschichten geliefert. Weil manche Gäste schwierig waren, hat man denen alle Gerichte hergezeigt. Das ist an sich schon grenzwertig. Die haben das Essen auch noch angegriffen. Die gezeigten aber nicht gewählten Speisen haben sie dann den anderen Passagieren serviert. Das ist mehrfach so passiert. Weiß ich nicht, ob ich das mag.

Das Frühstück war nicht der große Kracher. Da geht sicher mehr.

Amenity Kit fand ich süß, aber war eher basic. So haben Ohrstöpsel gefehlt. Es gab keine Slipper, Pyjama, Auflage oder andere Gimmicks. Wi-Fi wurde zwar beworben, aber wie auf jedem der RwandAir Flüge war das nicht vorhanden. Entertainment war – wenn man einen funktionierenden Bildschirm bekommt – in Ordnung.

Die Menge des Frühstücks war nicht so üppig. Ich habe mich erdreistet und nach einem Snack gefragt. Sie haben die scheinbar geladen aber nur in homöopathischen Dosen ausgegeben. Es gab für mich diesen Teller Chips und das war es dann auch schon. Ob sie da noch was gehabt hätten und was sie damit vorgehabt haben, konnte ich nicht herausfinden.

Die Mitreisenden Gäste waren teilweise leicht schwierig. Auf einmal haben sie sich wie so auf einem Wochenmarkt auf den Tischen der Business Sitze zusammengesetzt und lautstark gequatscht. Die Business war ja nicht voll, aber sie haben es geschafft, eine laute Stimmung zu erzeugen.

Das Abendessen war schlußendlich nicht so der Kracher. Ein uninspirierter Salat war der Starter. Das Hühnchengericht war noch das Highlight. Käse im Plastik und ein Industrie-Kuchen haben überhaupt nicht überzeugt. Von der Einschätzung würde ich das Catering als gerade noch essbar im Stil Kantine umschreiben.

Nach der Landung in Brüssel war mein Koffer natürlich nicht richtig geladen und der letzte am Band.

Ich glaube, man tut ihnen nicht Unrecht, wenn man sagt sie sind mit ihrer Langstrecke überfordert. Die Abläufe waren am Boden und in der Luft sehr unorganisiert.

Dazu war die Crew arrogant und in Schneckentempo langsam. Die ganzen Mitarbeiterhaben haben immer wieder die Grenzen des mitmenschlichen Umgangs überschritten. Der Purser hat sich noch für seine Entgleisung beim Boarding bei mir entschuldigt. So einen menschlichen Impuls kann man tolerieren und kann passieren. Diese teilweise bösartige, herablassende und unmotivierte Grundstimmung des fliegenden Personals war aber heftig und ist nicht zu entschuldigen.

Man kann über Service, Catering und den schlechten Zustand der Kabine diskutieren. Was aber überhaupt nicht geht, war diese Umbuchung auf einen Flug eineinhalb Tage später kombiniert mit einem Stranden in Kigali. Da gab es keine Hilfestellung und keine ordentliche Kommunikation. Da ist man wirklich auf sich selbst gestellt und ihnen komplett egal. Als Passagier ist man eine Art ungewollter Fremdkörper.

Man kann so einen Flug als Abenteuer sehen und nach Kigali wird man sonst schwer kommen. Es ist eine Erfahrung und hat man mal gemacht. Ich für mich würde diese Airline meiden. Sie machen den Eindruck, wie wenn sie eine funktionierende internationale Airline wären, aber das sind sie nicht. Man könnte natürlich sagen, man bekommt, was man bezahlt. Man hat die Preise für die Business wieder erhöht und es ist kein Schnäppchen mehr.

Richtig leid tun mir die Passagiere, die sie in weiterer Folge auf dieser Strecke in einen A330 ohne Business geworfen haben. Mir gruselt es, wenn ich mir vorstelle, wie man da mit dieser Airline dafür eine Lösung finden möchte.

Kommentare 4
  1. Was noch interessant wäre : Wie ist man mit der Ausgleichszahlung nach der Flugastrechteverordnung umgegangen? Musstet Ihr einen Anwalt einschalten?

    1. Es ist eine Nicht-Eu Airline auf der Strecke in die EU. Das ist eine Ausnahme bei den Fluggastrechten. Da greifen die EU Fluggastrechte leider nicht. Es gäbe so Rwanda Fluggastrechte und ihre eigenen Bedingungen, aber setze da mal was durch. Das kann man sich aufzeichnen.

  2. Sehr amüsanter Beitrag. Habe mich total reinversetzt gefühlt. Hatte vor ein paar Jahren in Lagos und Accra ein ähnliches Erlebnis. Für mich gibts seitdem keine seltsamen Afrika Airlines mehr, nur weil eine C billiger ist.

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