Ich haße Internetsperren. China will jetzt die VPN Verbindungen mit Anfang des nächsten Jahres kappen. Da bin ich mal gespannt …
Ich bin ein Internet Junkie und brauche es wie einen Bissen Brot. Ob ein Fernseher in einer Suite funktioniert oder nicht, würde ich nicht mitbekommen. Wenn das W-Lan streikt werde ich aber sehr ungemütlich. Da ziehe ich sogar aus Hotels aus.
Wir sind einen freien und unlimitierten Internetzugang in Europa gewöhnt. Spannend wird es dann, wenn man in ein Land mit Internetzensur reist. Wer schon mal in den VAE war, wird vielleicht den lustigen Polizisten in arabischer Tracht mit erhobenen Zeigefinger auf seinem Screen gehabt haben. Da surft man gerade eine gesperrte Page an.
Auch China ist ja für die Great Firewall of China berühmt berüchtigt. Viele Pages sind da betroffen. Nachrichten, Porno, Politik und aberwitzige Limits sind da eingezogen. Normalerweise. Es gibt nicht einmal eine Fehlermeldung, man bekommt einfach keine Anzeige geliefert.
Reguläres “öffentliches” Internet z. B. in Lounges am Flughafen ist meistens personalisiert, weitgehend zensuriert und liegt hinter der Great Firewall of China. Da sind alle “problematischen” Inhalte ausgesperrt. VPN Tunnel sind deswegen in Mode gekommen. Ich bin da jetzt nicht der große Techniker, aber kurz umschrieben, leitet man verschlüsselt die Datenverbindung an der Great China Firewall vorbei und surft eigentlich von einem Land außerhalb Chinas aus.
Diese Variante soll jetzt beendet werden. Bloomberg berichtet:
“China’s government has told telecommunications carriers to block individuals’ access to virtual private networks by Feb. 1, people familiar with the matter said, thereby shutting a major window to the global internet.”
Zum vollen Artikel: China Tells Carriers to Block Access to Personal VPNs by February
Für Reisende schaut das natürlich wie ein Problem aus. Man wäre bei einem Trip immer hinter der Great Firewall of China. Meine letzten großen Touren durch China sind schon einige Zeit her, aber ich habe mir damals einen Sport daraus gemacht zu probieren, wie weit die Firewall ohne VPN greift.
Prinzipiell kann man sagen, auch ohne VPN: Je teurer das Hotel, desto offener das Internet. Je weiter in der Provinz, desto geschlossener.
Das geht sogar soweit, dass ich in Shanghai in vollkommen offenen Hotelinternet war. Ohne VPN! Da ist alles durchgegangen. Definitiv. Und das war kein Fehler. Den teuren Hotels für westliche Touristen gestattet man scheinbar einige Freiheiten.
In Österreich ist auch alles verboten und wir halten uns nur manchmal daran. Oft beschreiten wir die sogenannte österreichische Lösung, weil sonst viele Dinge nicht funktionieren (weil verboten) würden. Vielleicht – hoffen wir es – wird es eine österreichische Lösung für die VPN Story auch in China geben. Ich schätze schon …
Die Frage waere vor allem, wie das technisch funktionieren soll. Man muss nicht zwangslaeufig die Standardports fuer eine VPN-Verbindung verwenden. Es ginge auch ohne Weiteres Port 443 (https).
Sollten kommerzielle VPN-Anbieter diesen Port nutzen, so fiele sicher irgendwann der umfangreiche Datenverkehr in Richtung einiger weniger Adressen auf. Aber ein geeigneter eigener Server fuer einen kleinen Nutzerkreis?
Ich habe das vor Jahren einmal fuer einen iranischen Mitarbeiter probiert. Im Iran konnte man (kann immer noch?) kein regulaeres VPN nutzen. Aber mit der kleinen Umleitung ging es problemlos.
Vielleicht ist die Denkweise die, dass man sowieso nicht alles unterbinden kann und irgendwelche Schleichwege immer funktionieren. Hauptsache 99,9% der technisch wenig versierten Nutzer sind ausgeschlossen. Nur wuerde ich vermuten, dass gerade die verbliebenen 0,1% diejenigen sind, die man eigentlich aussperren moechte.
Schaun wir mal.
China hat ja ein Problem der Abwanderung reicherer Schichten. Ich denke, denen wird man freies Internet (das sie ja bereits jetzt voll haben) weiter zugestehen müssen, sonst sind die weg. Ich glaube gar nicht, dass sie der Oberschicht und dem Bürgertum der Städte das abdrehen wollen. Ich glaube aber, sie wollen nicht, dass die Geschichte zu groß und zu easy zu erhalten ist. Wie du richtig sagst, wird es weiter Mittel und Wege drumherum geben. Das wird man eben sich leisten können müssen.
offenes Internet im Luxus Hotel kann ich bestätigen – vor 3 Monaten im Hyatt in Shanghai gewesen = alles verfügbar ;)
Ob sie das “freie” Internet aber nur den westlichen Gästen freischalten, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur wie ich mich gewundert habe, dass auf einmal in manchen Hotels (eben je teurer desto mehr) alles offen war. Von Facebook, Twitter, Porno Sperre keine Spur.
Dort war zumindest auch im öffentlich Bereich (Bar), das Internet “frei” – habe aber nicht alles ausprobiert ;)