Meine Meinung zum St Regis Cairo New Capital …
Der geschätzte Onemileatatime.boardingarea.com will immer im St. Regis Almasa in Cairo schlafen. Er hat mich mit diesem Hotel voll getriggert, ich war in Cairo und habe es mir mal angesehen. Ich opfere mich für euch. Mit 140 Euro pro Nacht ist es auch für Cairo sehr günstig. Schnäppchen oder Trash das war für mich bereits bei der Buchung die Frage.
Schon bei der Titulierung merkt man ein wenig Probleme. In den letzten drei Jahren hatte dieses Hotel drei Namen. Man hat es ja ursprünglich als Almasa Hotel eröffnet, dann 2021 wurde es das St. Regis Almasa und heißt ab 2024 St. Regis New Capital Cairo. Bevor man dort schläft, sollte man sich über New Capital Cairo Gedanken machen. 2015 hat Ägypten die Verlegung der Hauptstadt von Cairo ins New Administrative Capital 45km von Cairo entfernt begonnen. Das wird in den Medien abgefeiert, ich wage mal zu bezweifeln, dass viele Journalisten sich das in Realität mal angesehen haben. Man fährt da Ewigkeiten durch die Wüste. Komplett zufällig steht dann auf einmal ein neues Fußballstadion ohne irgendwas rundherum, 10 km weiter so ein Triumphbogen wieder ohne irgendwas herum, von der Weite erkennt man ein paar Wolkenkratzer die wie zufällig in der Wüste gelandet sind. Straßen desolat und der Müll liegt herum. Keine Menschen, nur Baustellen, Wüste und es hat mich total an Zombie Apokalypse erinnert. Genau dann in der Baustelle für irgendwelche Ministerien steht dann das St. Regis. Irgendwann sollen in dieser Ecke Einkaufscenter entstehen, derzeit sind da aber nur Bauruinen oder Rohbauten herum. Ich habe schon gewusst, dass das eine Baustelle ist, aber dass da überhaupt nichts ist, war mir nicht klar. Sie verkaufen das St. Regis auch ein wenig als Resort um vor der Stadt zu fliehen. Ich würde eher aus dem St. Regis fliehen.
Sie waren sehr höflich und nett. Check-in hat gepasst und ein diensthabender Manager hat sich vorgestellt. Es gab sehr netterweise ein Titanium (Lifetime Platinum) Upgrade in eine gute Suite.
Richtig seltsam war es in der Lobby. Man hat einen riesigen Raum spärlich mit ein paar Sofas eingerichtet. Überall auf jeder Sitzgruppe haben jugendliche Fußballer gechillt. Sie haben einfach das Hotel als Sporthotel für Fußballgruppen vermietet. Natürlich, wenn ich ein Jugendlicher wäre, würde ich mich auch über so eine Jugendherberge freuen. Wir wissen aber alle, wenn Luxushotels anfangen sich an Jugendgruppen zu verkaufen, dann läuft was schief. Die haben auch wirklich das ganze Hotel eingenommen. Die jungen Herren haben über den Hof geschrien. Der Pool war voll mit den Fußballern. Sie sind in den Gängen herumgelaufen. Die Wäsche ist herumgelegen. In den Restaurants sind die Funktionäre zusammengesessen und waren deswegen gesperrt. Das ganze Hotel war regelrecht eingenommen, wie man das einfach von einer Jugendherberge kennt. Ist natürlich crazy, wenn so eine fake Luxusherberge ein Jugendgästehaus wird. Natürlich hat das Hotel da schon eine Verantwortung. So Gruppenbuchungen muss man ja aktiv verkaufen und man weiß was passiert, wenn man ein Hotel als Sporthotel umfunktioniert.
Die Suite war auf den ersten Blick in Ordnung. Sie war sauber. Ein Willkommensgeschenk hat gewartet. Die Einrichtung fand ich ein wenig seltsam. Zwei riesige Räume mit zu kleinen Möbeln. Dann hat diese Suite eine Mega-Terrasse, wo aber nur so billige Gartenmöbel gestanden sind. In dieser hallenartigen Terrasse hat sich der Schall von den schreienden Jugendlichen im Hotelpool gefangen. Es war da so richtig hallend laut. Das Badezimmer haben sie sehr einfach gestaltet. Weiße Fliesen, ein Kunstoff-Waschtisch, das würde ich nicht einmal in einem Four Points durchgehen lassen. Ein wenig mühsam fand ich auch die Niveau-Änderungen unter dem verlegten Teppich. Wenn man da nicht aufgepasst hat, ist man auf die Fresse gefallen. Ich will die Suite nicht runtermachen, aber wenn man vom Ritz-Carlton (Review) aus der Stadt gekommen ist, dann hat man schon gemerkt, dass da irgendwas nicht richtig ist.
In einem Spaziergang habe ich mir dann das Hotel mal näher angesehen. Einmal war dieses Thema der jugendlichen Fußballer, die das ganze Hotel besetzt haben. Dann hat man elendig lange Gänge ohne Beschriftungen. Man weiß also überhaupt nicht, wo man ist. Ich wollte dann irgendwo was essen. Die Restaurants waren entweder geschlossen oder nur für die Funktionäre der Fußballer. In zwei Restaurants wurde ich abgewiesen. Rein olfaktorisch hätte ich dort aber auch nicht essen wollen.
Die ganze Anlage ist ja eigentlich neu. Sie fällt aber schon wieder auseinander. Die Fassade bröckelt. Diese Springbrunnen sind außer Betrieb. Die Fotos auf der Homepage sind sehr beschönigend.
Ich konnte nicht rausfinden, wo ich etwas essen könnte. Die haben mich immer nur wggeschickt, weil sie scheinbar für die Fußballer reserviert waren. Das war natürlich für mich ein Problem. Die Sauberkeit der Restaurants hat mich nicht überzeugt und sie waren sowieso nicht offen. Wo sollte ich mich in dieser Baustelle von New Cairo Capital verköstigen?
Das Fass zum Überlaufen hat ein baulicher Mangel in der Suite gebracht. Sie haben im Tresor – wo man ja normalerweise beim Reingreifen nicht hinschaut – ein Stromkabel mit offenen Kontakten liegen gehabt. Vielleicht hat ein ägyptischer Elektriker das Kabel nicht angeschlossen, wir hoffen es mal, ich wollte es aber nicht ausprobieren.
Diese Zweckentfemdung als Sporthotel habe ich nicht durchgedrückt. Es war mir einfach zu laut. Ich habe wirklich auch nicht gewusst, wo ich in diesem Hotel was zu essen bekomme. Dieses ganze Setting in der Baustelle im New Capital mit einem bröckelnden St. Regis war mir zu viel. Ich bin abgereist und sie haben mich aus der Reservierung rausgelassen. Ich habe dann schon noch angebracht, dass ich diese offenen Kabel im Tresor sehr problematisch finden würde. Man hat lapidar gemeint, dass da ja kein Strom drauf wäre und man hätte die Stecker halt noch nicht. Sie haben das auch nicht verstanden, warum ich das als Problem sehen würde. Wer sich das St. Regis gibt, sollte vielleicht nicht in den Tresor greifen …
Herrlich wie immer, vielen Dank.
Ich glaube wir hatten auch so ein loses Kabel im Tresor. Ist da wohl Standard.
Restaurants gab es bei uns am Abend 2 – ein Italienisches (wir waren die einzigen Gäste, Essen ok-ish) und ein Ägyptisches (etwas besser besucht und auch etwas besses Essen). Das Buffetrestaurant unterhalb der Lobby war am Abend “nur für Gruppen” geöffnet. Bei uns hatte es aber zum Glück keine grossen Gruppen und wir hatten den Pool teilweise für uns alleine.
Sicherlich kein echtes St. Regis aber es war durchaus unterhaltsam.
Ich lasse mir Kabeln bei neuen Hotels bei Deckenlampen noch irgendwie einreden, aber in einem Tresor ein Kabel mit offener Litze ist schon steil. Ich hab nicht reingegriffen, aber ich weiß nicht ob ich den ägyptischen Elektrikern vertrauen soll, dass es eben nicht angeschlossen ist.
Ich glaube du fasst es gut zusammen, kein echtes St. Regis.
Der Waschtisch kommt ja direkt aus der Hölle.
Der kommt nicht aus der Hölle sondern aus einem F1 oder Ibis ;)
Sehe jetzt nicht den Widerspruch? ;)