Einmal durch Jerewan. Eine komplett absurde Stadt im Kaukasus, aber muss man gesehen haben …
Jerewan gilt als eine der längst-bewohnten Städte der Welt. Davon erkennt man aber heute nix mehr. Die Kommunisten haben sich dort absolut ausgetobt und versucht alles Historische auszureißen. Nach der Wende und der Unabhängigkeit hat ein gewisser Wirtschaftsboom weitgehend jegliches noch übrige historische Gebäude vernichtet. Eine Altstadt wie in Tiflis sucht man vergebens und hat es auch mal gegeben.
Die ganze Stadt macht einen extrem brutalen Eindruck. Vieles ist auch noch nicht fertig und die Gebäude passen mitunter absolut nicht zusammen. Was Ceausescu mit Bukarest veranstaltet hat, wirkt lieblich und nett im Vergleich zu den irren Gebäuden in Jerewan. Alle Prachtbauten sind aus diesem düsteren Stein gebaut und erscheinen wie eine Kulisse eines Horror Films. Noch ein guter Vergleich wäre der Tower of Terror in Disneyland. Allein das Opernhaus, sagt richtig aus: Ich bin eine Oper und ich gehe hier nie wieder weg. Probiert es einmal. Ich erdrücke euch einfach.
Die heruntergekommenen Platten und die düsteren kommunistischen Prachtbauten machen schon eine gewisse erdrückende Stimmung. Trotzdem ist Jerewan absolut lebensfroh. An jeder Ecke gibt es Restaurants, Bars und Kaffeehäuser. In den Parks spielen Kinder und treffen sich die Leute. Die ganze Stadt ist irgendwie in Bewegung und hat schon Spaß. Kulinarisch spielt es in Jerewan großes Theater und da kann man viel Fun haben. Die Stadt schläft auch nie. Wie in Moskau gibt es viele 24 Stunden Restaurants und Geschäfte. Da ist ein Städter wie ich in seinem Element.
Wenn es die extreme Luftverschmutzung mal zulässt sieht man sogar die Berge der Umgebung. Der Ararat als Hintergrund der Stadt macht schon was her.
Nicht nur eine Altstadt fehlt. Irgendwie gibt es auch wenig Kirchen. Die Armenier gelten eigentlich als sehr religiös, aber Gotteshäuser findet man wenig. Dafür wird man von Glücksspiel und Bordellen verfolgt. Hätte ich mir jetzt so nicht gedacht.
Jerewan muss man sich schon mal geben. Ist aber irgendwie eine heftige Stadt. Tiflis und Baku fand ich reizvoller. Für Party würde ich sagen, Jerewan!
Unsere Fahrt nach Jerewan ist schon ein Paar Wochen her, ich glaube es war 1982. Die Bilder habe ich leider noch nicht gescannt.
Charakteristisch für die damalige Zeit war ein ausgeprägtes Neubauprogramm. Viele sehr ärmlich aussehende Wohnviertel wurden seinerzeit planiert und gegen Plattenbauten ersetzt. Das sah aus wie nach einem Erdbeben.
Die ärmlich aussehenden Wohnviertel waren bei näherem Hinsehen gar nicht so ärmlich. Das waren zugegeben einfache Hütten, aber alle mit einem kleinen Garten und dem unvermeidlichen Lada vor der Tür.
Unser damaliges Hotel war ein 18stöckiger Turm mit kreisförmig angeordneten Zimmern, deren Balkone von außen wie Waben aussahen. Ich finde es nicht mehr, vielleicht wurde es abgerissen. Es gab nur zwei Aufzüge, die manchmal sogar mit gutem Zureden funktionierten. Das Glück wurde uns selten zuteil, wobei die Aussicht aus dem 11. Stock schon nicht schlecht war und wir waren ja auch wenige Wochen jünger …
Damals sind uns die vielen Cafes aufgefallen, in denen ausschließlich Männer saßen.
Ich habe mir historische Fotos angesehen. Die Stadt war mal irgendwie wie Tiflis auf den historischen Fotos. Dann sind sie mit dem Bulldozer einfach durchgefahren und die Kommunisten haben sich ausgetobt. Die verbleibenden historischen Gebäude kann man wahrscheinlich an einer Hand abzählen, ein wenig übertrieben gesagt. Leider. Die darauffolgende Monumentalarchitektur finde ich wenig geglückt.
BTW dein Hotel hat ja super crazy ausgesehen. Auf Google Picture Search findet man es.
Danke, danke, danke. Es gibt ja wirklich noch eine Aufnahme, wenn auch mit einem dicken roten Kreuz. Sieht sehr leergeräumt aus, wie kurz vor einer Sprengung. O.K. 14 Etagen, keine 18, diese kleine Geschichtsfälschung sei wegen der zwischenzeitlichen 35 Jahre hoffenlich vergeben …
Als wir da waren, befanden sich rundherum die ersten der Plattenbauten, ansonsten eher eine Gartenlandschaft, allerdings mit vielen, vielen Baumaschinen darin.
http://goo.gl/images/oenU0R Unter „Old Yerevan“ findet man das Hotel häufiger. Ein ähnliches Ding gibt es doch auch in Kiev, gleich beim Höhlenkloster.
Gabs eigentlich bei der Einreise Nachfragen wegen des Stempels aus Aserbaidschan?
Ich habe seither einen neuen Pass. Aber da würde ich die Pages der Ministerien für Äußeres (Deutschland, Schweiz, Österreich) ansehen. Die haben die aktuellsten Daten, wo man woher ein- oder auch nicht ausreisen darf. Gerade bei Bergkarabach und den anderen lustigen Regionen gibt es sehr unterschiedliche Regeln. Gleiches gilt für die von Rußland besetzten Gebiete in Georgien und die Grenzgebiete.
Aserbaidschan mögen sie wirklich nicht. Noch mehr verhaßt ist aber die Türkei. Wenn man ein Gespräch anfangen möchte, kann man über eines der beiden Länder lästern. Das bricht das Eis sofort :DDD