In Island habe ich Sixt getestet …
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Bei den Vielreisenden gibt es eine ganz treue Fanbase von Sixt. Wahrscheinlich schwören manche meiner Leser auf diese Mietwagenfirma. Jetzt hat mir Sixt letztes Jahr mit meinem Marriott Bonvoy top-tier Status einen Sixt Diamond geschenkt und so habe ich mich auf die Suche nach diesem Sixt Spirit begeben. So richtig finden kann ich ihn leider nicht. In Marrakech gab es ein Upgrade nur gegen Bezahlung (Review). Auf den Färöer hat man mir ein schönes Upgrade gegeben, aber drei Warnleuchten müssen bei einer Übergabe eines Mietwagens auch nicht sein (Review). In Amman hat mir Sixt gleich gar kein Auto vermietet und mich stattdessen zu Avis geschickt (Review).
Neues Land, neues Glück. Für meine Tour durch Island habe ich mich für ein wintertaugliches Fahrzeug entschieden. Der Suzuki Jimny ist bei Jägern beliebt und mit dem sollte ich bei den doch widrigen Bedingungen überall durchkommen. Ich schließe gerne – obwohl ich mit Kreditkarte auch eine Mietwagenversicherung hätte – alle Versicherungen die eine Mietwagenfirma hat auch ab. Hier in Island gibt es mit einem Schutz vor Elemtarereignissen (Sand- und Ascheschäden) ein Zusatzfeature. Mit allen Versicherungen bin ich bei 110 Euro pro Tag gelandet. Island ist definitiv kein günstiges Reiseland. Beim starken Verschleiß der Fahrzeuge erklärt sich aber der hohe Preis.
Nicht schlecht habe ich über den Zirkus bei den Mietwagenfirmen am Flughafen gestaunt. Über Budget, Avis, Europcar und Hertz ist das Armageddon hereingebrochen. Keflavik Airport ist für den Ansturm grob unterdimensioniert. Da bei den Schlangen für die Mietwagenausgabe hat sich das deutlichst gezeigt. Sixt tut sich das alles nicht an und hat ein eigenes Gebäude auf dem großen Flughafenparkplatz. Also durch die Straßenbaustelle vor dem Flughafen zum Bus und mit dem Bus zu Sixt. Ohne Koffer könnte man das locker zu Fuß gehen. Angesichts des Streuguts auf der Straße ist das aber mit Gepäck unmöglich.
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Die Sixt Station ist eigentlich sehr nett. Man kann sich einen Kaffee oder Tee runterdrücken. Bei dieser Nummern-Maschine konnte ich meinen Status eingeben und so wurde ich bei der Mietwagenübernahme in der Schlange vorgereiht.
Die Dame war höflich. Recognition war bis auf das Sprüchlein Fehlanzeige. Obwohl ich ja eigentlich alles an Zusatzfeatures bereits gebucht habe, war die Dame an Zusatzverkäufen grob interessiert. Zuerst wollte sie mir unbegrenzte Kilometer verkaufen, dann wollte sie mir ein Upgrade verkaufen und schlußendlich wollte sie mir noch die Spikes verkaufen. Auf meine Frage, was denn jetzt mein Upgrade wäre, gab es interessanterweise die Antwort, man sei ausgebucht. Also im Winter – in der Nebensaison – könnte ich mir zwar ein Upgrade kaufen, aber wenn sie es als Diamond hergeben müssten, dann wären sie ausgebucht. Es gibt bei ihren Jimnys eigentlich keine Fahrzeuge ohne Spike-Bereifung, aber trotzdem müsste ich die bezahlen. Zusammengefasst konnte oder wollte sie einfach kein Upgrade hergeben. Ich habe gebeten, sie möge doch vielleicht jemand mit Befugnissen nach einem Upgrade fragen. Ihr Supervisor hat dann eine echt steile Sache probiert. Der wollte mir einen Dacia Sandero – der ja viel günstiger wäre – als Upgrade geben. Sein Argument war, das wäre eine höhere Wagenklasse als der Suzuki Jimny und deswegen ein Upgrade. Muss ich das verstehen, dass ein viel günstigerer Wagen ein Diamond Upgrade sein sollte? Muss ich wahrscheinlich nicht und ist auch nur schwer nachvollziehbarer. Probieren kann man das ja mal. Island entwickelt sich gerade zum Ground Zero des Massentourismus. Wahrscheinlich ist es ja egal, ob ich zufrieden bin oder nicht. Hinter jedem Kunden einer Anmietung stehen hunderte Touristen die auch ein Auto wollen und man ist doch recht ersetzbar. Das haben sie definitiv auch gezeigt.
Gebeten habe ich um wenigstens einen neueren Wagen. 40.000 km Tachostand fanden sie ein super neues Fahrzeug. Auch das muss ich nicht wirklich verstehen.
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Der Jimny war technisch bis auf einen Mangel einwandfrei. Irgendwer hat die Antenne abgerissen und deswegen war der Radioempfang eher mangelhaft.
Für Fahrten über Island im Winter würde ich euch ein paar Sachen empfehlen:
- Alle Versicherungen die es gibt abschließen. Asche- und Sandschäden können bei den häufigen Winterstürmen wirklich auftreten. In Island erlebt man mitunter Stürme, die wir nur aus dem Hochgebirge kennen. Es gibt da mitunter Windspitzen von 200 km/h. So einen Sturm habe ich selbst erlebt.
- Dringend lege ich vor jeder Fahrt den Besuch des isländischen Wetterdienstes ans Herz (Icelandic Met Office). Stundengenau werden die Wetterbedingungen vorausgesagt. Wenn hier eine rote Warnung – im Winter meistens wegen Sturm – ausgesprochen wird, dann bitte wirklich die Straßen verlassen. Wenn sie die Warnstufe „Rot“ ausgeben, dann ist das Weltende nahe. Da bleiben Schulen, Geschäfte, Restaurants usw. geschlossen und auch die Isländer verlassen das Haus nicht.
- Vor jeder Fahrt sollte man die Straßenbedingungen checken (Umferdin). Wenn der isländische Straßendienst Straßen sperrt, dann sind die wirklich nicht zu befahren. Wenn man da trotzdem durchfährt, holt einem der Wind, eine Flut spült einen weg oder man landet im Graben. Geschlossene Straßen zu befahren, ist wirklich gefährlich.
- Bewegt man sich von Reykjavik weg, dann wird das Tankstellennetz relativ dünn. Immer auftanken und vielleicht auch eine Reserve Scheibenwasser kaufen.
- Ohne Spikes geht im Winter gar nichts. Auch die Hauptverbindung (Ring Road) verwandelt sich mitunter in einen Eislaufplatz. Spikes ist eine absolute Notwendigkeit. Beim Aussteigen auf einer Eisfläche auch aufpassen.
- Allrad wäre bei einem Mietwagen nicht schlecht. Gerade wenn man von der Straße in den Graben geweht würde oder reinfährt, könnte man sich selbst noch befreien.
- Bei Durchfahrten durch Wasseransammlungen die Tiefe beachten! Man will da nicht weggespült werden.
- Bitte Geschwindigkeiten anpassen. Die Isländer kennen ihre Straßen und sind mitunter schneller unterwegs. Fährt man aber mal 100 km im Winter auf der Ring Road, kann man die Autos im Graben zu zählen beginnen. Alle paar Kilometer liegt ein Auto und auch manchmal ein LKW neben der Straße.
- Bei Winterstürmen ohne Sicht nicht mehr weiterfahren. Die meisten Straßen haben gelbe Leitpfosten. Wenn die Sicht und die Straße nur mehr weiß ist, kann man sich an denen noch lange orientieren. Wenn man die Leitpfosten nicht mehr sieht, bitte an den Straßenrand stellen. Das Wetter ändert sich Gott sei Dank alle 10 Minuten.
- Bei Fahrten im Winter ist es nicht schlecht schon mal über Schneepisten oder vereiste Straßen gefahren zu sein. Man kann sich die Straßenbedingungen ein wenig wie bei der legendären Audi Quattro Werbung aus den 80er Jahren vorstellen.
- Wenn mal was passiert: Das Handy-Netz ist gut ausgebaut. Je weiter man sich von der Zivilisation entfernt, desto hilfsbereiter werden die Isländer.
Weite Teile der Ring Road und ein paar bevorzugte Straßen sind asphaltiert. Abseits zu den Sehenswürdigkeiten fährt man aber mitunter auf den Gravel Roads (Schotterstraßen) herum. Da hat ist der Jimny steine Stärke gezeigt. Je schlechter die Bedingungen wurden, desto besser hat das der Suzuki verkraftet.
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Prinzipiell war ich ja mit der Wagenauswahl nicht unzufrieden. Was aber das Sixt Diamond Upgrade gewesen wäre, das habe ich mich schon gefragt. Irgendwann kam noch während der Anmietung so eine Umfrage, die ich ja ehrlicherweise nicht gut ausfüllen konnte. Wie sollte ich mich über ein nicht-existentes Upgrade freuen und die Station mit diesen Upgrade Games gut bewerten. Normalerweise mache ich bei so Umfragen nicht mit, aber es hat mich interessiert, was da passiert.
Spannenderweise hat sich der Station Manager bei mir gemeldet und mir einen Rabatt auf diese Anmietung versprochen. Scheinbar schaut sich bei Sixt irgendwer diese Umfragen auch an. Leider war der Rabatt während der Anmietung in meinem Sixt Profil ersichtlich, aber bei der Endabrechnung ist er wieder verschwunden. Erst auf Nachfrage beim überaus freundlichen Sixt Diamond Helpdesk gab es den Rabatt als Überweisung auf meine Kreditkarte.
Nach meinem Trip habe ich frühmorgens den Schlüssel in die Box bei Sixt geworfen und bin nach München geflogen.
Ich bin noch immer auf der Suche nach dem Sixt-Spirit. Nach eigenen Aussagen haben sie in der Station am Flughafen Keflavik im Winter einen Diamond pro Woche und im Sommer einen Diamond pro Tag. Würdet ihr mich fragen, ob man sich wirklich bemüht hat? Ich glaube das ist klar, dass das nicht passiert ist. Scheinbar muss man sich in Island gerade auch nicht bemühen. Island hat sogar im Winter ein wenig den Eindruck des Ground Zero des Massentourismus gemacht. Wenn ich nicht miete, dann stehen 100 Kunden hinter mir.
Wieder schön zu lesen, zum schmunzeln, Danke Dir. Aber eben auch traurig, der Top Status und man wird nicht wirklich bis gar nicht gewürdigt (egal woher der Status kommt).
Und irre, wenn man schon alles soweit abgeschlossen hat was geht (sonst muss man ja Angst haben Sie berechnen einem immer jeden Pups) wollen die Dir noch Extras andrehen.
Dennoch gefragt, Sixt Diamond erhält man mit Marriott Status angeboten?
Sorry to say. Aber meinen letztmaligen Advice mit Versicherungen vor Ort buchen hast du dir nicht zu Herzen genommen. ALLE, wirklich ALLE wollen Geld verdienen. Es ist ein Geben und Nehmen. Den Sixt Spirit wirst du im Ausland auch nicht finden. Der existiert nur in USA, ES und DACH. Alles andere sind ausschließlich Franchise . Glaub mir. Bin seit 10 Jahren DIA.