Ein böses österreichisches Sprichwort lautet: Der Balkan fängt in Wien an. Sarkastisch wird damit aber die Liebe der Österreicher zu dieser Region ausgedrückt …
Jugoslawien und die daraus entstandenen Länder sind in Österreich absolut beliebte Reiseziele. Kroatien und Slowenien rangieren ganz oben in der Beliebtheitsskala. Jeder Österreicher war schon mal in Kroatien und schwärmt über die schönen Strände und das gute Essen. Auch ich bin immer wieder in den Ländern Ex-Jugoslawiens unterwegs und streune dort herum.
Das ging natürlich nicht immer. Der Bürgerkrieg in Jugoslawien hat die Reisen dorthin in den 90er Jahren jäh unterbunden. Nach 2 000 ging es aufwärts. Die Flüchtlingskrise der Europäischen Union hat es jetzt seit letztem Jahr wieder schwieriger gemacht.
Auf amerikanischen Blogs wird der Balkan immer als Herausforderung und Abenteuer gesehen. Aber dem ist nicht so. Der Wunsch ist hier der Vater des Gedankens. Die Hauptverkehrsverbindungen sind in einem guten Zustand. Es gibt nicht überall Autobahnen und man muss sich mitunter durch Dorfstraßen quälen, aber es funktioniert. Man kommt weiter. Nicht nur in den EU Ländern Slowenien und Kroatien, sondern auch im tieferen Balkan. Das Essen ist hervorragend und laufend werden internationale Hotels aufgesperrt. Die Länder des Balkans sind absolut tolle und schillernde Reiseziele.
Die Flüchtlingskrise hat nun aber das Reisen durch die Länder Ex-Jugoslawiens schwieriger gemacht. Ich möchte hier nicht politisch werden, es ist so wie es ist. Alle Nachfolgerstaaten Jugoslawiens haben innerhalb des letzten Jahres die Grenzkontrollen intensiviert.
Meine letzte Fahrt von Sarajevo nach Wien hat ewig gedauert. Nicht wegen der Straßen, sondern den Kontrollen. Die Ausreise von Bosnien kam auf drei Stunden. Die Einreise nach Kroatien auf eine halbe Stunde. Die Ausreise von Kroatien nach Slowenien wieder eine Stunde. Die Einreise nach Slowenien wieder eine halbe Stunde. Und auch die Österreicher haben jetzt Kontrollen eingeführt, wieder eine Stunde verloren.
Was man mitbringen sollte ist Zeit. Genaue Schätzungen sind schwierig. Die Grenze zwischen Ungarn und Serbien war noch vor einigen Monaten ein absolutes Nadelöhr. In den Medien wurde viel darüber berichtet. Zeitweise war der Übergang beim Autoput (= Gastarbeiterstrecke, die Autobahn nach Griechenland) von Ungarn nach Serbien geschlossen. Dann wieder hat es extreme Staus gegeben. Derzeit fährt man durch. Dafür macht Österreich Kontrollen an der Grenze zu Slowenien.
Die Situation ist unübersichtlich und ändert sich ständig. Manchmal gibt es starke Kontrollen und es staut, dann wieder wird man durchgewunken. Man muss sich nur darauf einstellen. Reist man oft dort herum, ist man es gewohnt. Die Leute machen ein Nickerchen, packen den Laptop aus oder sehen sich einen Film an.