REVIEW: Icelandair 737 MAX Saga Premium (Business) München – Keflavik (Reykjavik)

Mit der Icelandair Saga Premium von München nach Reykjavik …

München (MUC) – Keflavik (KEF)
Icelandair 737 MAX – Saga Premium (Business)
Deal: billiges Ticket
Champagner: Nicolas Feuillatte

Island erlebt gerade einen touristische Explosion. Dementsprechend spiegelt sich das bei den Flugpreisen nach Reykjavik wieder. In Off-Season habe ich um 700 Euro (Return) ihre Saga Premium Class (Business) von München nach Keflavik (Reykjavik) getestet. Das ist eigentlich schon ein guter Preis nach Island. Günstig ist Icelandair eigentlich nur bei den Verbindungen Europa nach Nordamerika. Die sind in den Couchsesseln von Icelandair schon ein gröberer Ritt und machen nur Sinn, wenn man den Island Stopover mitnimmt.

Icelandair hat viel digitalisiert und kommuniziert per E-Mail exzessiv mit den Kunden. Am Tag vor der Abreise ist mit vielen anderen E-Mails von Icelandair auch eine „Important Information“ in mein Postfach geflattert:

„Unfortunately, we won’t be able to serve our usual Saga Premium meal on this journey as we won’t be able to carry fresh products. To ensure your comfort and satisfaction we’d like to offer you a 25EUR food voucher, handed to you at check-in, redeemable at any of the airport’s restaurants.“

Über Island ist ein Sturm gefegt, die Maschine von Icelandair ist in München gestrandet, konnte kein Catering aufnehmen und man hat deswegen Voucher versprochen. Natürlich kann man darüber diskutieren, warum eine Airline in 24 Stunden sich an einem Flughafen kein alternatives Catering liefern lassen kann. Die Lösung mit den 25 Euro fand ich an sich fair. Kauft man sich am Flughafen eine Sushi-Box und gut ist es. Wenig konnte ich aber ihr überaus schwaches Ground Handling am Flughafen München erahnen.

Beim Check-in war schon was los. Die Maschine vom Vortag war auf diesen Tag umgebucht. Ich habe bei Saga Premium bei einer schwer unmotivierten Dame eingecheckt. Also so Informationen über Fast Track oder Lounge hat man gar nicht erwarten dürfen. Ich habe das Gespräch dann auf diesen versprochenen Voucher gelenkt. Zunächst war mal großes Unwissen. Ich habe versucht das mit der E-Mail zu beweisen. Eigentlich wollte die Dame am Check-in nur dass ich verschwinde. Mir war klar, dass wenn ich hier jetzt nicht den Voucher hole, dann bekomme ich da nie wieder irgendeine Kompensation. Ich habe mich wirklich bemüht, der Dame auch irgendwie zu helfen und lösungsorientiert weiterzukommen. Wenn sie sich nicht auskennt, dann solle sie doch ihren Vorgesetzten rufen. Mir bringt es ja wenig, mit irgendjemanden zu diskutieren. Sie hat mir dann in Ghetto Slang mit der Polizei gedroht. Also man erlebt immer wieder neue Kuriositäten. Währenddessen ist die Gruppe der Saga Premium Gäste mit genau dem Wunsch nach dem Voucher auch bei anderen Mitarbeitern angewachsen. Diese isländischen Reisenden haben richtig grob eskaliert und waren schon am Telefon mit dem Management von Icelandair.

Es ist dann schlußendlich ein Supervisor erschienen. Der hat den Saga Premium Gästen mitgeteilt, er hätte Icelandair eine E-Mail (!!!) geschickt und würde auf Antwort warten. Normalerweise hat eine Airline mindestens einen Mitarbeiter mit Befugnissen an einem Airport. Icelandair leistet sich das interessanterweise scheinbar nicht. Man kann sich da ja nur ausmalen, was sie für ein Chaos haben müssen, wenn wirklich etwas passiert. So ein Gutschein ist ehrlich gesagt eine Lappalie. Eine Stunde später gab es schlußendlich vom Supervisor – mit einer Entschuldigung für die Mitarbeiterin am Check-in – den Voucher. Eine sehr vermeidbare Geschichte und hat keinen guten Eindruck hinterlassen.

Nach dem Fast Track auf dem Weg in die Lounge hat Icelandair sich erneut gemeldet. Die haben das Versagen ihres durchführenden Partnerunternehmens in München registriert und allen Kunden der Saga Premium nochmals 25 Euro geschenkt. Bei diesem Durchgang haben sie es aber geschafft, den Betrag gleich mit dem Boardingpass zu verknüpfen.

Leider fliegt Icelandair in Schengen weg und verwendet deswegen die Airport Lounge Europe (Review). Das ist ein größerer Raum, ohne Aussicht und war bei meinem Besuch recht voll. Also der große Kracher ist diese Lounge nicht gewesen. Ich hatte aber ja sowieso eine andere Challenge. 100 Euro Gutscheine für zwei Tickets muss man in Schengen in München mal ausgeben. Weil ich ja beim Check-in gröber ausgebremst wurde, war es ein wenig wie bei diesen Shopping Challenges, wo man in kurzer Zeit einfach irgendwas einkaufen muss.

Mit Busgate und einem üblen Boarding haben sie dann auch noch mal schnell den Billigflieger rausgeholt. Keine Schlangen beim Boarding, Zusammenpferchen der Passagiere vor dem Bus, ewiges Warten auf Irgendwas war nicht sehr entspannend. Diese ganze Performance am Boden fand ich äußerst schrecklich.

Icelandair bietet mit ihrer Saga Premium (Business) Class recht bequeme Couchsessel in 2-2. Der Abstand ist relativ dicht und habe ich schon mit mehr Beinfreiheit gesehen. Insgesamt trotzdem eine super bequeme Business und für einen Flug nach Island eine perfekte Geschichte. Definitiv ist diese Business um Lichtjahre angenehmer als was man von den klassischen europäischen Airlines mit einem blockierten Mittelsitz bekommen würde. Die Kabine war super sauber. Wasser und ein Polster haben am Sitz gewartet.

Kein heißes Tuch, kein Begrüßungsdrink, aber man hat Kopfhörer für das Entertainment ausgeteilt. Auf den Strecken in die Staaten soll es auch noch ein Amenity Kit geben. Entertainment hatte eine nette Auswahl und kostenloses Wi-Fi für die Saga Premium hat auch gefallen.

Drinks waren ja an Bord und ich konnte von einer exzessiven Getränkekarte bestellen. Mit Champagner, Gin Tasting und mit ganz viel Auswahl lässt sich Icelandair nicht lumpen. Die Flugbegleiter waren super nett und echt bemüht. Service wurde den ganzen Flug hindurch durchgezogen.

Beim Catering hat man mich auch überrascht. Die Crew hat das ganze kostenpflichtige Catering der Eco für die Business reserviert. Ich hatte mir ja Sushi mit diesen Gutscheinen mitgebracht. Sie haben mir aber regelrecht noch Essen aufgedrängt. Das würde ich vom Level so Eurowings Business einordnen.

Die Crew im Flugzeug will ich wirklich loben. Die haben sich echt bemüht, das fehlende Catering auszugleichen.

Keflavik Airport platzt ja gerade aus allen Nähten und erinnert an Winterschlussverkauf. Der Flughafen kann die Passagiere eigentlich nicht mehr wirklich verkraften. Interessanterweise waren Billigairlines am Finger und Icelandair hat die Flugzeuge vermehrt an Außenpositionen abgestellt. Mit einem Bus-Deboarding hat man gleich einen Vorgeschmack auf den eisigen Wind des isländischen Winters erhalten.

In diesen doch teilweise verpatzte Performance haben sich dann noch ewige Wartezeiten auf meinen Koffer eingereiht. Trotz Priority Tag war der natürlich das letzte Gepäckstück am Band.

Wie soll ich diese durchwachsene Geschichte nun zusammenfassen? Man kann schon die Grundgedanken und Ideen für die Saga Premium Business erahnen. Freundlicher Service, tolle Getränkekarte, kostenloses Wi-Fi, Entertainment und ein doch sehr bequemer Sitz wurden aber in eine wahnsinnige Verpackung hineingesteckt.

Man schafft kein Catering zu besorgen, teilt Gutscheine aus, das funktioniert nicht, Mitarbeiter kennen sich nicht aus und können Icelandair nicht zeitnah erreichen, es gibt keinen Vertreter der Airline, dann nochmals Gutscheine, keine Infos über Fast Track oder Lounge, irgendwelche Mitarbeiter am Boden auf Power Trips, Boarding und Deboarding direkt aus dem Drehbuch der Billigflieger, falsche Beladung des Gepäcks, das ist halt schon eine sehr lange Liste von mühsamsten Punkten. An sich ist die Idee mit Gutscheinen ja in Ordnung und auch die Crew hat alles an verfügbaren Catering der zu bezahlenden Karte rausgeworfen. Natürlich kann man sich fragen, warum man in 24 Stunden kein alternatives Catering bestellen kann und warum das letztlich mit den Gutscheinen dann nicht reibungslos funktioniert.

Icelandair lässt mich da leider mit einem befremdlichen Eindruck zurück. Ich möchte mir nicht vorstellen, was bei echten Unregelmäßigkeiten – die sind mit dem Wetter in Island vorprogrammiert – hier bei dieser Airline passieren würde.