Auschwitz richtig besuchen

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Über die Relevanz von Auschwitz für die europäische Geschichte muss ich nicht schreiben. Was aber unbedingt klar sein sollte: Auschwitz darf man nicht mit irgendeiner banalen Sehenswürdigkeit vergleichen. Für einen Besuch sollte man sich vorbereiten …

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Von Krakau aus werden ungezählte Exkursionen nach Auschwitz angeboten. Die Gedenkstätte hat immer stärkere Besucherzahlen, aber nicht jeder weiß, worauf er sich einlässt.

Basics

+ Der Besuch der Gedenkstätte ist prinzipiell kostenlos.
+ Führungen werden in vielen gängigen Sprachen ständig angeboten. Die kann man auch online reservieren.
+ Auschwitz Stammlager und das Lager Birkenau liegen mehrere Kilometer entfernt.
+ Der starke Besucherstrom überfüllt die Ausstellungen in Auschwitz. Kurz nach Öffnung am Morgen hat man die meiste Ruhe. In Birkenau verlieren sich die Besucher.
+ Der Komplex ist riesig. Für Birkenau empfehle ich Wanderschuhe.
+ Vor Auschwitz und Birkenau gibt es bewachte Parkplätze und jeweils ein Besucherzentrum.

Man sollte sich vorbereiten …

Auschwitz sollte man nicht einfach so besuchen. Man sollte sich vorbereiten. Von der praktizierten Brutalität und Bestialität ist man sonst rasch überfordert. Die Ausstellung in Auschwitz ist noch aus kommunistischer Zeit und sehr stark. Berge von Haaren, Schuhen oder Prothesen, immer wieder Fotos von Häftlingen und die Schilderung des Tötungsprozesses bis ins kleinste Detail sind nicht einfach zu verkraften. Ständig sieht man Besucher in Tränen ausbrechen.

Bei den Führungen verliert man rasch den Überblick: 1 000 Tote dort, 10 000 Tote dort, wiederum 1 000 Tote woanders. Das alles waren Menschen mit ihrer je eigenen Geschichte. Die Nennung der Zahlen lässt uns das oft vergessen. Gut wäre, sich der Vorgeschichte der Opfer anzunehmen. Filme sind da durchwegs hilfreich. Den Klassiker Schindlers Liste sollte man gesehen haben. Der Pianist greift das gleiche Thema auf, erzählt aber die Geschichte des Warschauer Ghettos.

Die meisten Besucher werden Auschwitz von Krakau aus besuchen. Durch das ehemals jüdische Viertel gibt es Touren. Krakau hatte ja eine blühende jüdische Gemeinde. Nicht nur eine Stadt der Kirchen, sondern auch der Synagogen. Übrigens wurde dort im jüdischen Viertel Kazimierz auch Schindlers Liste gedreht.

Ein neues Museum in der ehemaligen Fabrik von Oscar Schindler bereitet die Geschichte der Krakauer Juden modern und vorbildhaft auf. Wer noch mehr Zeit hat, sollte unbedingt auch nach Warschau reisen und sich der Geschichte des größten Ghettos widmen.

Man sollte sich in Auschwitz Zeit nehmen …

Viele Touren ausgehend von Krakau schleifen die Besucher in 3,5 Stunden durch das Lager. Man ist zwei Stunden in Auschwitz, dann eine halbe Stunde Pause, man fährt nach Birkenau und verbringt dort ca. eine Stunde. D. h. man geht in Birkenau einmal die Rampe bis zu den gesprengten Gaskammern runter und verlässt die Gedenkstätte wieder.

Ich denke man sollte sich Zeit nehmen.

Viele Länder haben in Auschwitz eigene Ausstellungen über das zerstörte jüdische Leben und die Shoa. Auch Birkenau wird in der 3,5 Stunden Führung eigentlich nur gestreift. Gerade in Birkenau sind viele Baracken noch im Originalzustand. Die Verwertung der Wertgegenstände und das Leben in Birkenau bekommt man in der kurzen Führung gar nicht wirklich mit.

Die Führungen kann ich prinzipiell empfehlen. Die längeren sind jedoch besser aufbereitet und man bekommt einen realeren Eindruck in das Leben des Lagers. Macht man nur die 3,5 Stunden Tour mit, sollte man Zeit einplanen und sich dann noch selbst Birkenau ansehen.

In den Besucherzentren haben sich einige spezialisierte Buchhandlungen angesiedelt. Literatur über die Shoa findet man genau dort.

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Kommentare 3
  1. Sehr sachlich geschrieben und gerade deshalb so hilfreich, um sich der Idee eines Besuches anzunähern. Die Fotos zeigen, dass Du wohl wirklich so früh hingekommen bist, um die Eindrücke ohne Besuchergruppen aufnehmen und wiedergeben zu können.Danke.

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